GeldabhebenSmartphone statt EC-Karte

Geld abheben ist mit dem Handy sicherer als über die EC-Karte, sagt die amerikanische Bank JPMorgan Chase. In den USA hat sie 18.000 smartphonekompatible Geldautomaten aufgestellt. Blogger diskutieren das Thema eher kontrovers.

Für Kunden der Bank JPMorgan ersetzt das Handy inzwischen die EC-Karte beim Geldabheben. Das funktioniert über Near Field Communication (NFC), eine Möglichkeit der kontaktlosen Datenübertragung. Dafür dürfen die Geräte, in diesem Fall Smartphone und Bankautomat, nur wenige Zentimeter voneinander entfernt sein.

Damit Kunden ihr Bargeld erhalten, wischen sie mit ihrem Handy über das Empfangsmodul des Bankautomaten. Das Smartphone verbindet sich über NFC mit dem Geldautomaten und der gibt die Banknoten aus.

"Die Volksbanken haben bereits eine App, mit der man am Geldautomaten ohne Karte Geld abheben kann."
DRadio-Wissen-Reporterin Martina Schulte über NFC in Deutschland

Aber JPMorgan-Filialen sind nicht die einzigen, die das Mobiltelefon beim Geldabheben integrieren. In den USA wollen die Bank of America und Wells Fargo noch in diesem Jahr nachziehen. Auch Technikkonzerne arbeiten am Geldabheben mit dem Smartphone. Die deutsch-amerikanische Firma DieboldNixdorf stellt Geldautomaten her, die Dokumente scannen, biometrische Daten erkennen, zum Beispiel Fingerabdrücke, berührungslos Daten erfassen und an denen Kunden Geld mit dem Handy abheben können. Das berichtet das Hamburger Abendblatt.

In Deutschland bieten die Volksbanken schon ein ähnliches Modell wie JPMorgan an: Mobile Cash. Zur Autorisierung beim Geldabheben wird eine Extra-PIN benötigt. Der Kunde tippt den gewünschten Betrag in die App ein, geht am Geldautomaten auf den Menüpunkt "mobile Auszahlung" und bekommt eine Art Transaktionsnummer angezeigt. Diese tippt er mit der Geheimzahl ins Handy ein. Das Bargeld wird ausgezahlt.

Sicherheitsprobleme

Gerade bei Kontodaten ist es wichtig, dass diese geheim bleiben. Es sind aber schon die ersten kriminellen Fälle aufgetreten, schreibt das Blog Golem. 2900 US-Dollar verschwanden durch die Handy-Funktion vom Konto einer Kundin von JPMorgan Chase. Sie hatte das System aber nie genutzt. Scheinbar kannten Kriminelle die Zugangsdaten zu ihrem Onlinebanking-Account und hoben über die App Geld ab.

"Das verwundert nicht, denn noch befindet sich das System ja im Testmodus und wird nicht flächendeckend genutzt."
Das Blog Golem über die geringen Betrugsraten bei Handy-Abhebungen

Laut JPMorgan ist das Geldabheben mit dem Smartphone sicherer als mit der EC-Karte. Autoren vom Blog winfuture sehen das anders. Unter anderem, weil das Stehlen von Kontodaten durch EC-Karten aufwendiger sei. Kriminelle nutzen oft die Methode des Skimmings: Sie entziffern fremde Konto-PINs am Einschiebeschacht des Bankautomaten durch ein Lesegerät in Form eines Kunststoffrahmens.

"Kriminelle dürften sogar noch mehr Anreize bekommen, da sie sich nicht mehr am Geldautomaten selbst zu schaffen machen müssen."
Das Blog winfuture über die Sicherheitsrisiken vom Geldabheben mit Handys

Zudem lassen sich NFC-Lesegeräte genauso manipulieren, wie das bei EC-Karten der Fall ist.