Ig Nobel PreisGesichtsvision auf Toast

Wir sehen in einer Toastscheibe das Gesicht der Jungfrau Maria oder Löcher in einer Wand verschwimmen für uns zu einem Gesicht. Ein chinesisch-kanadisches Forscherteam um Kang Lee ist den Gesichtsvisionen auf den Grund gegangen.

Nicht nur in gebräunten Toastbrotscheiben entdecken wir Gesichter, in Häuserwänden, auf Baumrinden oder in den Umrissen einer Teekannen. Auf Twitter laden User Fotos hoch, die genau diese Gesichter in Gegenständen zeigen. Pareidolie ist der Fachbegriff für das Phänomen. Bemerkenswert ist also nicht, dass wir Gesichter in Dingen erkennen, sondern warum wir das tun. Der Neurowissenschaftler Kang Lee ist mit einer Studie diesem Phänomen auf den Grund gegangen. Dafür kombiniert er Verhaltens- und Hirnforschung.

"The parts of the brain that is reacting to faces are also reacting to nonexisting faces, because you think they are faces."
Kang Lee, Neurowissenschaftler

Seine Versuchsanordnung: Kang Lee legt seinen Probanden Bilder vor. De facto ist auf den Bildern außer Punkt, Komma und Strich nichts zu sehen - nur graues Rauschen. Alle Teilnehmer haben Gesichter entdeckt. Parallel hat er Gehirnscans der Probanden erstellt. Besonders die Fusiform Face Area, eine Zone der Großhirnrinde, feuert, wenn wir "echte" Gesichter sehen. Sie reagiert aber auch bei den vermeintlichen Gesichtern.

Wir können nicht anders

Kang Lee schließt daraus, dass es nicht nur völlig normal ist, dass wir in allem versuchen, Gesichter zu erkennen, sondern dass es eine Grundlage für unser soziales Zusammenleben ist. Wir sind darauf gepolt, Vertrautes zu erkennen, vor allem aber Gesichter. Außerdem ist die angesprochene Hirnregion auch für Erwartungen zuständig. Deshalb, so folgert Kang Lee, sehen wir auch einfach Gesichter, wenn wir diese erwarten. Für diesen Nachweis hat Kang Lee und sein Forscherteam den IG Nobel Preis in Neurowissenschaften 2014 erhalten.

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Die Ig Nobel Preise 2014:

Der Neurowissenschaftler Kang Lee:

  • About Dr. Kang Lee  |   Auf der Homepage der Universität Toronto stellt Kang Lee seine Forschung vor.

Umstrittene Teekanne: