Julia Wulf über PlastikverzichtWie Model-Leben und Nachhaltigkeit zusammen passen

Sie regt sich auf Instagram über die Plastikverpackungen von Lebensmitteln auf und lehnt sogar Aufträge ab, wenn ihr das Produkt nicht nachhaltig genug erscheint. Damit erreicht Julia Wulf Menschen, die von bewusstem Konsum vorher nicht viel gehört haben – obwohl ihr Beruf alles andere als nachhaltig ist.

Als Julia Wulf nach dem Abi auf einer Mexiko-Reise in einem kleinen Taco-Lokal sitzt, bemerkt sie etwas ziemlich Merkwürdiges: Die Teller, auf denen die Kunden essen, werden nicht abgewaschen. Sie werden stattdessen vor dem Servieren in Plastik verpackt. Nach dem Essen wird die Plastik-Hülle einfach abgezogen und in den Müll geworfen. Da wurde ihr zum ersten Mal die Masse an alltäglicher Verschwendung bewusst, sagt sie. "Dass dafür, dass ich jetzt einen Taco gegessen habe, komplett unnötiger Müll produziert wurde."

Seitdem achtet das Model, das mit "Germany’s Next Topmodel" bekannt wurde, bewusst auf ihren Plastikkonsum und ruft auch ihre 400.000 Instagram-Follower zu mehr Achtsamkeit auf.

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Auf ihrem Account thematisiert Julia das Thema immer wieder: In Storys zeigt sie beispielsweise unnötig eingeschweißte Lebensmittel. Manchmal schreibt sie die Unternehmen auch direkt an

Julia Wulf will Nachhaltigkeit mit Konsumgesellschaft vereinbaren

Julias Einsatz kommt allerdings nicht bei allen gut an. Manche kritisieren sie dafür, dass sie für Produkte wirbt oder eben nicht vollständig auf Plastik verzichtet. Julia findet das scheinheilig: "Dann wird direkt darauf herumgeritten, dass ich nicht 100 Prozent perfekt bin. Und dann halt so: 'Aber vor drei Wochen hast du ja auch einen Lolli gekauft, und der war in Plastik eingepackt'."

"Nicht einer muss 100 Prozent geben, sondern ganz viele sollen ihre 50, 60 Prozent geben."
Julia Wulf, Model

Sie bekommt aber auch positives Feedback zu ihrem Engagement: Viele User würden sagen, dass sie sich durch ihre Storys zum ersten Mal mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt hätten. Eine Nutzerin hat sogar in ihrem Betrieb dafür gesorgt, dass künftig Kassenbons nicht mehr in die Papiertonne geworfen werden, sagt das Model. Denn Kassenbons sind giftig.

"Viele haben gesagt, dass sie erst durch mich angefangen haben, über dieses Thema nachzudenken."
Julia Wulf über Nachhaltigkeit auf Instagram

Auch im Job achtet Julia auf Nachhaltigkeit: Sie hat Angebote von Agenturen abgesagt, weil ihr die zu bewerbenden Produkte nicht umweltfreundlich genug waren, wie sie selbst berichtet. Um von Job zu Job zu kommen, nimmt sie statt des Fliegers wenn möglich den umständlicheren Nachtzug.

"Auf der einen Seite ist es wichtig, dass man den Endkonsumenten davon überzeugt: Du musst was an deinem Verhalten ändern. Aber ich glaube, dass es viel wichtiger wäre, beim Produzenten etwas zu verändern."
Julia Wulf, Model

Dass Nachhaltigkeit auch in der Modeindustrie angekommen ist, findet Julia gut. Obwohl sie natürlich weiß, dass es den Labels auch um Profit geht, wenn sie auf den Zug aufspringen, und nachhaltige Mode zum Trend machen.