LandwirtschaftBauern kriegen für ein Milch-Kalb 8,49 Euro

Wenn ein Milch-Bauer ein Kuhkalb an einen Mastbetrieb verkauft, bekommt er dafür zurzeit 8,49 Euro - der Preis ist so niedrig wie lange nicht. Schuld daran sind die Anzahl von Kälbern und eine spezielle Krankheit.

Kuhkälber sind derzeit unglaublich billig zu haben: 8,49 Euro bekommt der Bauer im Moment im Schnitt dafür - das hat eine Anfrage der Grünen beim Bundeslandwirtschaftsministerium ergeben.

8,49 Euro - das ist weniger, als ein Wellensittich in der Zoohandlung kostet. Die Gründe für diesen niedrigen Preis liegen unter anderem an einem Überangebot, teilt die Bundesregierung mit.

Der Hintergrund: Milch-Bauern behalten nur einen Teil der Tiere, nämlich in der Regel die weiblichen, von denen sie sich eine gute Milchleistung versprechen. Die restlichen Kälber, weibliche wie männliche, werden an Mastbetriebe verkauft - also an Betriebe, die die Kälber weiter aufziehen, bis sie geschlachtet werden. Gibt es sehr viele Kälber, sinken die Preise, die die Mastbetriebe bereit sind zu zahlen.

"Das Problem mit diesen Kälbern: Das sind meist Rassen, die viel Milch geben. Die setzen aber auf der anderen Seite nur wenig Fleisch an. Und deswegen verdient auch der Mastbetrieb nicht so viel mit denen."
Johannes Döbbelt, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Weil die Kälber aus dem Milchbetrieb weniger Fleisch ansetzen als andere Rassen, sind sie für die Mastbetriebe weniger lukrativ.

Der extrem niedrige Preis hängt mit einem weiteren Grund zusammen: mit der Blauzungenkrankheit. Sie ist für Menschen ungefährlich, aber Kühe und Kälber können sich untereinander anstecken. Und aus diesem Grund gebe es Exportbeschränkungen im manchen Regionen. Viele Kälber werden zur Kälbermast in die Niederlande oder nach Spanien exportiert.

"Viele Kälber werden zur Kälbermast normalerweise in die Niederlande oder nach Spanien exportiert."
Johannes Döbbelt, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Nur geimpfte Kälber dürfen derzeit exportiert werden. Ohne Impfung also kein Export. So kommt es zu einem Überangebot auf dem deutschen Markt und zu dem Preisverfall. Noch vor einigen Monaten waren die Preise deutlich höher - da bekamen die Bauern auch für weibliche Kälber noch rund 25 Euro.

"Die Blauzungen-Impfung steht bei uns Landwirten zum Teil in der Kritik, weil es eben auch Folgeerscheinungen gibt - etwa Frühgeburten."
Hans Foldenauer, Landwirt und Sprecher des Bundesverbands Deutscher Milchviehalter

Dabei könnten die Bauern gegensteuern: Sie könnten ihre Kälber impfen lassen. Viele Bauern haben aber Vorbehalte gegen die Impfung und befürchten Folgeerscheinungen, wie Hans Foldenauer vom Bundesverband Deutscher Milchviehalter erklärt - zum Beispiel Frühgeburten.

Andere Rassen bringen mehr Geld

Eine andere Möglichkeit: Bauern könnten auf andere Rassen setzen, die vielleicht weniger Milch geben, dafür aber mehr Fleisch ansetzen. Solche Kühe gibt es auf dem Hof von Friedrich Ostendorff. Er ist agrarpolitischer Sprecher der Grünen und betreibt gemeinsam mit seiner Frau einen Bauernhof in NRW. Seine Kälber bringen ihm zwischen 500 und 600 Euro ein, erzählt er. Da müssten Bauern mit anderen Rassen "erst einmal eine Menge Milch melken, um das aufzuholen".