Krieg in NahostKatars enges Verhältnis zur Hamas
Katar hat sehr großen Einfluss auf die Hamas. Das Emirat selbst verspricht sich wohl auch strategische Vorteile von der Verbindung. Wie groß die ideologische Nähe zwischen Katar und dem politischen Flügel der Hamas ist, ist aber unklar.
Mehr als 200 Geiseln haben Hamas-Terroristen bei ihrem Überfall auf Israel genommen – gerade mal vier von ihnen sind bislang freigelassen worden. Dank der Vermittlung Katars. Das Emirat pflegt enge Verbindungen zu dem politischen Flügel der Hamas.
"Ohne Katar wäre die Hamas eigentlich nichts."
Katar ist also wichtig bei den Gesprächen mit der Hamas. Welche Rolle das Land aber konkret spielt, ist schwer zu sagen, sagt unsere Korrespondentin Anne Allmeling. Denn die Verhandlungen finden hinter verschlossenen Türen statt, Informationen darüber gibt es nur sehr vage.
Klar ist aber, dass Katar einen großen Einfluss auf die Hamas hat. Zum einen ist in den vergangenen Jahren ziemlich viel Geld aus Katar in den Gazastreifen geflossen – nicht direkt an die Hamas, aber für Schulen, Krankenhäuser oder soziale Einrichtungen in dem Hamas-kontrollierten Gebiet.
Hilfsgelder für Gaza auch an Hamas?
Mehr als zwei Milliarden Dollar sollen das letztes Jahr gewesen sein. Ob Geld aus Katar auch an den militärischen Teil der Hamas gelangt ist, dafür gibt es laut Anne keine eindeutigen Belege. Und da befindet sich Katar ja in einem Boot mit anderen Ländern, die Gelder nach Gaza geben – auch in Deutschland gab es ja genau aus diesem Grund auch eine Diskussion um weitere Hilfsgelder für Gaza.
Außerdem hat die politische Führung der Hamas ihren Sitz in der katarischen Hauptstadt Doha. Wenige andere Länder haben, wenn überhaupt, einen größeren Einfluss auf die Hamas als Katar, vermutet unsere Korrespondentin.
Katars Nähe zur Hamas: auch strategisch motiviert
Ob es zwischen Katar und dem politischen Flügel der Hamas auch wirklich eine ideologische Nähe gibt, ist ihrer Ansicht nach nicht ganz eindeutig geklärt. Gründe, gute Beziehungen mit der Hamas zu pflegen, hat Katar auch so, erklärt sie weiter:
Vor allem will das Emirat seinen Einfluss in der Region und der Welt sichern. Dafür redet es mit allen und pflegt überall hin Kontakte – und zwar offenbar ungeachtet davon, ob die Länder und Organisationen, zu dem es Kontakt hat, von anderen Staaten eher ausgegrenzt werden oder anderweitig diskreditiert sind.
Das ist für Katar auch eine Art Lebensversicherung, sagt Anne Allmelinger. Motto: Helfe ich dir, hilfst du mir, wenn ich mal in Not bin. Auch zu Israel pflegt das Emirat übrigens gute Kontakte.
"Die USA, die Europäer, aber auch Israel – die sind alle froh, dass es Gesprächskanäle mit der Hamas gibt und dass Katar diese Aufgabe übernimmt."
Unsere Korrespondentin glaubt, dass Katar auch weiterhin enge Beziehungen zur Hamas pflegen wird. Denn andere Staaten sind froh, sagt sie, dass es überhaupt Gesprächskanäle zu ihrem politischen und auch militärischen Teil gibt und dass Katar diesen Job übernimmt.
Zwar gibt es auch Stimmen, die von Katar verlangen, die Hamas-Führung nicht weiter zu beherbergen, und Doha hat einen entsprechenden Schritt offenbar auch schon erwogen. Aber ob das nicht einfach nur opportun ist derzeit und wirklich mal so kommt, das ist nicht klar, zweifelt Anne. Letztendlich sichert die Funktion Katars, mit allen zu reden und zu vermitteln, auch seine eigene Existenz.