Kleidung, Möbel, BücherWieso wir auf Secondhand stehen

Immer mehr Menschen kaufen secondhand. Für Anna geht nichts über gebrauchte Einzelstücke. Sie arbeitet sogar jedes aufwendig und nach ihrem Geschmack auf.

Secondhand-Schätze, so spricht Anna aus der Nähe von Leipzig über die Möbel, Klamotten und Accessoires, die sie auf Flohmärkten, Onlinebörsen und Möbelmessen findet. Es ist kaum zu überhören: All die Dinge liegen ihr am Herzen. Doch Anna geht es nicht nur um das Suchen und Finden schöner Sachen, sie repariert und bereitet vor allem Möbel und andere Einrichtungsgegenstände aufwendig und ganz nach ihrem eigenen Stil um.

Secondhand aus Tradition und Leidenschaft

Die Liebe für Secondhand wurde Anna wortwörtlich in die Wiege gelegt, denn tatsächlich wurde die Babywiege in der Familie über Generationen weitergegeben und von Annas Opa aufgearbeitet.

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"Ich bin damit aufgewachsen, aus alten Dingen Neues zu machen. Mein Papa ist Tischler, mein Mann ist Zimmermann und auch mein Bruder hat ursprünglich Tischler gelernt."
Anna Landgraf arbeitet Secondhand-Möbel auf

Zurzeit richtet Anna die neue Wohnung für sich und ihre Familie ein. Dafür geht sie jede Woche auf Flohmärkte und durchforstet regelmäßig Onlinebörsen. Vor allem auf Märkten habe sie gelernt, hart zu verhandeln. Das, erzählt sie, sei ihr anfangs gar nicht leichtgefallen.

"Auf dem Flohmarkt biete ich dem Händler einfach die Hälfte des Preises, den er haben will. Meistens treffen wir uns dann irgendwo in der Mitte."
Anna Landgraf über das Feilschen um den besten Preis

Vor allem als Studentin hat Anna Klamotten in Secondhand-Läden und auf Flohmärkten gekauft, sie dann umgenäht und an ihren Stil angepasst. Denn auch das Nähen liegt bei Anna in der Familie. "Ich hatte das große Glück, dass meine Tante nähbegeistert und sehr geschickt war. Ich durfte damals auch an ihrer wunderschönen teuren Nähmaschine mein erstes T-Shirt nähen." Alle weiteren Kniffe hat sie sich selbst über YouTube angeeignet, verrät sie.

Anna präsentiert ihre Fundstücke und aufgearbeiteten Sachen auf Instagram, dort geht sie auch Kooperationen mit Unternehmen ein. Trotzdem, sagt sie, verdiene sie mit ihren Schätzen nicht viel. Meistens stecke sie sogar mehr Geld rein, als das sie daran verdiene. Darum gehe es ihr aber auch nicht in erster Hinsicht.

Wachsender Secondhand-Markt

Laut Zahlen von Momox, dem größten europäischen Anbieter für Secondhand, kauft die Hälfte der Befragten Secondhand-Ware aus einem ähnlichen Grund wie Anna: Sie wollen Einzelstücke besitzen statt Massenware. Ein anderer Grund für Secondhand ist der Wunsch, Geld zu sparen.

"Zwei Drittel der Menschen in Deutschland geben laut Momox an, schon mal Secondhand gekauft haben."
Timur Gökce, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Doch die allermeisten – und das sind fast 90 Prozent – geben an, dass sie auf diese Weise die Umwelt schonen wollten, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Timur Gökce. Axel Augustin, Geschäftsführer des Handelsverbands Textil, Schuhe und Lederwaren, merkt hierzu an, dass vor allem bei auf Onlinebörsen gekaufter Ware Versand- und Verpackung anfielen. Gleichzeitig sei es aber nicht so, dass das Einkaufen in stationären Läden emissionsfreier sei – zum Beispiel wenn eine Autofahrt in eine weiter entfernte Stadt oder das Einkaufszentrum dazukommen.

Deswegen freut ihn, dass der Secondhand-Markt in Deutschland stetig wächst. Er selbst sieht angesichts des hohen Konsumverhaltens auch keine Alternative dazu. Klamotten wegzuschmeißen, sei für die Umweltbilanz in jedem Fall schlimmer, als Ware für einen neuen Umlauf anzubieten und zu versenden.