Klimaprotest"Letzte Generation": Auch 2023 "Druck von der Straße"

Im Unterschied zur britischen Gruppe "Extinction Rebellion" möchte die "Letzte Generation" auch 2023 daran festhalten, sich im öffentlichen Raum festzukleben, um auf den Klimawandel hinzuweisen. Sprecherin Carla Rochel hat uns erzählt, warum.

Die britische Klimaprotestgruppe "Extinction Rebellion" hat angekündigt, sich vorerst nicht mehr auf Straßen, Flughafen-Rollfeldern oder Kunstwerken festzukleben. Dafür wolle man versuchen, mehr Menschen für Massenproteste zu mobilisieren. In einer Mitteilung hat die Gruppe für eine Großdemo vor dem britischen Parlament im April geworben.

"Verfassungswidriges Klimapaket"

Sie könne diesen Schritt zwar nachvollziehen, sagt Carla Rochel, Sprecherin der "Letzten Generation", bei Deutschlandfunk Nova. Doch Deutschland sei ein anderes Land und die aktuelle Situation sei eine, in der der Protest auf der Straße wichtig ist.

Große Demos habe es in Deutschland bereits viele gegeben, zum Beispiel die von der Protestbewegung "Fridays for Future". Doch das Ergebnis davon sei lediglich ein "verfassungswidriges Klimapaket" gewesen.

"Hier sind die Grünen an der Regierung. Und Olaf Scholz wurde als Klimakanzler gewählt. Wir müssen jetzt die Kurve kriegen."
Carla Rochel, Sprecherin der "Letzten Generation"

"Extinction Rebellion" sei in Großbritannien eine große Bewegung, die es schon seit mehreren Jahren gibt. Und Großbritannien habe auch eine andere Regierung. In Deutschland seien dagegen die Grünen an der Regierung und Olaf Scholz sei als "Klimakanzler" gewählt worden. Daher sei es so entscheidend, genau jetzt aktiv zu sein.

Lobbyismus und Macht seien in Deutschland nicht gut verteilt, sagt Carla Rochel. Damit es mehr Klimaschutz gibt, brauche es Druck aus der Gesellschaft und von der Straße.

"Wir stehen immer noch in der Situation, dass wir in die Klimakrise rasen und keine einzige Regierung genug dagegen tut. Die Fristen verstreichen, man kann einfach nur fassungslos sein."
Carla Rochel, Sprecherin der "Letzten Generation"

Aber nicht nur die Politik müsse handeln. Wichtig sei, dass jede und jeder einzelne überlegt, was sie oder er tun kann, sagt Carla Rochel.

Viele Deutsche lehnen die Protestformen ab

Doch die "Letzte Generation" polarisiert. 84 Prozent der Bundesbürger*innen haben laut einer Forsa-Umfrage vom November 2022 kein Verständnis für die öffentlichkeitswirksamen Aktionen der Klimaaktivist*innen.

Es sei aber auch nicht entscheidend, dass die ganze Gesellschaft diesen Protest versteht, sagt Carla Rochel. Wenn man sich die Geschichte des zivilen Widerstands anschaue, sei dieser immer wieder erfolgreich gewesen. Beispiel: Frauenwahlrecht oder die Gleichberechtigung von Schwarzen.

"Wir werden weiterhin auf die Straße gehen und uns festkleben. Wir werden in Museen sein, auf Fußballspielen, in Theatern – und auch im Regierungsviertel die Politiker*innen konfrontieren."
Carla Rochel, Sprecherin der "Letzten Generation"

Die Gruppe sei sich einig, so weiterzumachen. Es sei wichtig, mitzureden. Momentan würden immer mehr Menschen zur "Letzten Generation" dazustoßen. Immer mehr Leute seien bereit, sich auf die Straße zu setzen, dafür festgenommen zu werden und auch ins Gefängnis zu gehen. Und das werde auch so bleiben.