MilitärparadeDen Krieg riechen

Was am 9. Mai 2015 auf Moskaus Straßen zu sehen war, hat viele Deutsche mindestens befremdet, wenn nicht verstört. Die Feierlichkeiten zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurden mit einer der größten Militärparaden begangen, die Russland je gesehen hat. 16.000 Soldaten marschierten dazu über den Roten Platz. Dazu wurde stolz die allerneueste Waffentechnik präsentiert.

Um Punkt zehn geht es los. Aber zunächst ist nicht viel zu sehen auf dem Roten Platz. Der erste Teil der Militärparade findet hinter den dicken, roten Mauern des Kreml statt. Übertragen von zahlreichen Fernsehkameras auf extra dafür bereitgestellte Leinwände. Verteidigungsminister Sergej Schoigu fährt stehend in einem Cabrio ein und salutiert General Oleg Salyukov, dem Oberkommandierenden der Landstreitkräfte Russlands, der ebenfalls in einem Cabrio steht. Dann tritt Vladimir Putin ans Mikrofon. Seit einer halben Stunde stehen 16.000 Soldaten stramm an ihrem Fleck und warten auf den Befehl, endlich losmarschieren zu können.

Dann geht es los - erst die Bataillone, dann die Militärtechnik. Das ist der Teil, um den es eigentlich geht. Denn Russland feiert sich hier nicht nur als die Macht, die vor 70 Jahren die Nazis besiegt hat. Russland möchte der Welt zeigen, dass es gerüstet ist im Falle eines Kriegs. Sehr gut gerüstet sogar. Als Armata vorbeifährt, der neue Panzer mit dem sich Russland brüstet, wird klar: ja, das ist beeindruckend. Und ja, das riecht nach Krieg.

"Krieg ist nicht nur eine dreckige Scheißangelegenheit, sondern es stinkt auch unfassbar! Wenn so ein Bataillon da in so ne Stadt reinfährt... ekelhaft!" - "Du riechst es zuerst!" - "Wahrscheinlich." - "Dann spürst es."
Markus Dichmann und Dominik Schottner
Am Rande der Parade werden die Veteranen geehrt. Kinder gehen zu den hoch dekorierten Männern, inzwischen um die 90, um sich bei ihnen zu bedanken - für den Sieg über die Nazis und das Ende des Krieges.

Es folgt die Langstreckenrakete Jars - 20 Meter lang, 12.000 Kilometer Reichweite, kann mit Atomsprengköpfen bestückt werden. Das Flugabwehrsystem BUK - damit wurde in der Ukraine das Passagierflugzeug aus Malaysia abgeschossen, dann wird es noch lauter. Aus dem Westen Moskaus fliegen Kampfhubschrauber und Transporthubschrauber heran. Mal einzeln, mal in Formation. Dann kommen die Düsenjets - und die Kampfbomber.

"Bei denen zieht sich mir jetzt der Magen zusammen. Die Düsenjets gehen ja noch. Aber diese riesigen Bomber, die klingen wirklich wie eine Todesdrohung."
Dominik Schottner