Müll im WeltallKomm, wir werden Weltraum-Schrotthändler

Unendliche Weiten des Weltraumschrotts: Etwa 750.000 Raketen- und Satelliten-Bruchteile und anderer Müll sind im All unterwegs. Auf der Konferenz der Europäischen Raumfahrtagentur ESA wird diskutiert, wie man den Schrott beseitigen könnte. Wir haben lieber überlegt: Wie wäre es, wenn wir ihn zu Geld machen?!

Erfasst haben die Wissenschaftler bisher 18.000 Teile, deren Verlauf sie überwachen können: Diese Teile sind größer als fünf Zentimeter. Mehrere Hunderttausend andere aber sind zu klein, um genau fixiert zu werden, darunter etwa Lacksplitter.

Kleinste Teilchen mit großer Wirkung

Nimmt man dann noch alle Kleinstteilchen hinzu, ergibt sich eine Gesamtmasse von etwa 7.500 Tonnen. Und darin versteckt sich auch wertvolles Material. DRadio-Wissen-Reporter Johannes Döbbelt hat versucht herauszufinden, wie er zum erfolgreichen Weltraum-Schrotthändler wird.

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In der großen Müllmasse finden sich nämlich nicht nur verlorene Schraubenzieher oder gelöste Schrauben, sondern auch Materialien wie etwa Aluminium oder Edelstahl. Daneben gibt es noch Titan und jede Menge Elektronik und damit beispielsweise Platinen aus Kupfer oder Solarzellen aus Gallium Nitrid. Viel wertvolles Gerümpel, über das sich jeder Schrotthändler freuen würde - wenn es denn nur auf der Erde wäre.

Rechnet sich der Müll?

Bevor DRadio-Wissen-Reporter Johannes Döbbelt direkt den nächsten Shuttleflug ins All bucht, hat er noch einmal die große Rechnung aufgemacht. Pi mal Daumen versteht sich, denn ganz genau lässt sich der herumfliegende Schrotthaufen nicht bestimmen. Was die Wissenschaftler wissen: Der größte Teil ist Aluminium. Legen wir diesen grob geschätzten 3.500 Tonnen den Kilopreis von 70 Cent zugrunde, ergibt sich bereits ein stolzes Sümmchen. 

Legen wir dann in Gebrauchtwagenhändler-Manier noch 1.000 Tonnen Edelstahl, 100 Tonnen Titan und 50 Tonnen Kupfer und eine bunte Tüte Restmetalle oben drauf, könnten summa summarum über vier Millionen Euro dabei herausspringen - theoretisch.

Sammlerprobleme

Ganz so einfach ist das Einsammeln des Mülls nämlich nicht.Genau deshalb tagt erneut die ESA, um der Sache Herr zu werden. Denn der Müll ist auch noch gefährlich: etwa für die internationale Raumstation ISS oder wenn er im All auf Satelliten trifft, könnten Internet oder Mobilfunk gestört werden. 

"So eine 1-cm-Aluminium-Vollkugel entspricht ungefähr der Energie, die eine Handgranate hätte, wenn sie explodieren würde."
Manuel Metz, Deutsches Luft- und Raumfahrt-Zentrum

Die Metallteile sind mit einiges an Geschwindigkeit unterwegs. Mit 40.000 Kilometern pro Stunde können sie einen wuchtigen Einschlag anrichten. Im letzten Jahr hatte ein nicht mal ein Zentimeter großes Teilchen einen großen Riss in einem europäischen Erdbeobachtungssatelliten verursacht.

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Zurück zu unserer Müllsammler und - verwertungsidee: Der Haken sind die Kosten, die aufgewendet werden müssten, um die Teile ausfindig zu machen. Zunächst müssten unterschiedliche Orbit-Ebenen abgeklappert werden. "Das würde ein ungeheure Menge an Treibstoff in diesem Sammel-Fahrzeug benötigen." Auch die richtige Sammeltechnik ist noch längst nicht ausgetüftelt. Erst kürzlich scheiterte der Vorstoß einer japanischen Mission, die mit Hilfe einer elektrodynamischen Stahlleine Müll einfangen wollte.

Stattdessen setzten die Weltraumschrott-Experten aktuell auf nachhaltiges Umdenken in der Raumfahrt: Reparieren statt Einwegmaterial zu produzieren.