NordamerikaDrei ungewöhnliche Migrationsgeschichten im 18. Jahrhundert
Drei Deutsche wandern im 18. Jahrhundert nach Nordamerika aus. Ihre Geschichten erzählt von den religiösen, kulturellen und wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Europa und Nordamerika in dieser Zeit. Ein Vortrag des Historikers Mark Häberlein.
Bis zum Jahr 1800 wanderten über 100.000 Deutsche und Schweizer nach Nordamerika aus. Sie brachten ihr Weltbild, ihre Gewohnheiten, ihre Religion mit. Die Beziehungen zwischen Europa und Nordamerika wurden intensiver. In seinem Vortrag erzählt der Historiker Mark Häberlein die Geschichten von drei außergewöhnlichen Einwanderern.
"Diese drei Personen waren keine repräsentativen Auswanderer, sondern Ausnahmeerscheinungen."
Häberlein ist Professor für Neuere Geschichte an der Universität Bamberg und forscht zurzeit an den Beziehungen zwischen Europa und Nordamerika im 18. Jahrhundert.
Religiöse, interkulturelle und wirtschaftliche Verflechtungen
Die drei Migrationsgeschichten, die er für seinen Vortrag ausgewählt hat, sind keine Beispiele für typische oder gewöhnliche Einwanderungsgeschichten. Doch gerade deshalb, sagt Häberlein, lässt sich an ihnen eine Art "Möglichkeitsraum", wie er es nennt, aufzeigen. Dabei steht jede der drei Geschichten für einen Themenbereich: Religion, interkulturelles Zusammenleben und Wirtschaft.
"Ausgehend von diesen ungewöhnlichen Lebensläufen lässt sich ein Möglichkeitsraum erschließen, in dem sich die transatlantische Verflechtungsgeschichte des 18. Jahrhunderts bewegt."
- Johann Conrad Beissel war ein Bäckergeselle aus Heidelberg. Er war das zehnte Kind einer armen Familie und mit acht Jahren bereits Vollwaise. Nach einem religiösen Erweckungserlebnis floh er in die USA und gründete in Pennsylvania das Kloster Ephrata, eine Siedlung, in der seine Anhänger in einer urchristlichen Lebensweise zusammenlebten, die Beissels Vorstellungen entsprach.
- Christian Gottlieb Prieber war ein Jurist aus Sachsen. Im Gegensatz zu vielen Einwanderern stammte er aus einer wohlhabenden Familie und war hochgebildet. Er wanderte nach Nordamerika aus, schloss sich dort der Cherokee Nation an und gründete das "Königreich Paradies", eine utopische Lebensgemeinschaft, in der alle, egal welcher Herkunft, gleichberechtigt und in Einklang mit der Natur leben sollten.
- Peter Hasenclever war ein erfahrener Kaufmann und Unternehmer aus Remscheid. Er wollte die Rohstoffe und das günstig zu kaufende Land in den britischen Kolonien in Nordamerika nutzen, um dort ein riesiges stahlproduzierendes Unternehmen aufzubauen. Zunächst florierte sein neu geschaffenes Industrieemperium, doch dann folgte der finanzielle Ruin.
Mark Häberlein ist Professor für Neuere Geschichte an der Universität Bamberg. Sein Vortrag hat den Titel "Transatlantische Verflechtungen – Mitteleuropa und Nordamerika im langen 18. Jahrhundert". Er hat ihn am 2. Juni 2025 am Historischen Kolleg München gehalten.
Redaktioneller Hinweis:
Das Gemälde von 1758 zeigt das britische Schiff Royal William und andere Segelschiffe in Peconic Bay, Long Island, Nordamerika.