Online-DatingWie ehrlich unser Profil sein sollte

"Liebe reisen, Abenteuer, surfen und Serien" – Kommt euch bekannt vor? So oder so ähnlich klingen viele Selbstbeschreibungen beim Online-Dating. Clara würde gerne mal überrascht werden. Psychologin Pia Kabitzsch rät zu mehr Authentizität.

Clara findet, beim Online-Dating sind die Profile überall ziemlich öde. Von 100 Profilen sind 98 im Grunde langweilig, weil sie so ähnlich sind, meint sie. Sie selbst versucht, sich so ehrlich wie möglich darzustellen und die Informationen über sich selbst auszuwählen, über die sie auch ein Gespräch anfangen würde.

"Wenn jemand in seinem Profil eine Wishlist hat, wie die andere Person zu sein hat, suggeriert das eine Überlegenheit, die ich nicht möchte."
Clara, ist schon lange auf verschiedenen Online-Dating-Plattformen unterwegs

Clara ist schon lange dabei und hat deshalb einige Erfahrungen gesammelt. Deswegen weiß sie auch, was sie mag und welche Profile sie interessant findet. Nicht dazu zählen solche, auf denen die Person auflistet, in wie vielen Ländern und Städten sie schon unterwegs war oder wie der oder die andere auszusehen, zu sein oder nicht zu sein hat.

Authentizität zieht

Denn im Grunde sagen Reisen und die Orte, die eine Person besucht hat, noch gar nichts über sie aus, findet Clara. Wichtig ist ihr vor allem, das Gesicht der Person auf den Bildern zu sehen. Schließlich sei das der einzige erste Eindruck, den Online-Dating zulasse.

Authentizität ist nicht nur Clara wichtig. So wie ihr geht es laut Psychologin Pia Kabitzsch beim Thema Online-Dating den allermeisten. Sie sagt: Nichts kommt besser an als Authentizität, die ist aber schwierig herzustellen.

"Ich höre oft, Online-Dating sei so oberflächlich. Aber letztendlich können wir darüber entscheiden, wie authentisch wir sein wollen."
Pia Kabitzsch, Psychologin und Podcast-Host von Psychologeek

Was authentisch ist, das muss jede*r für sich selbst definieren. Pia Kabitzsch hat nicht nur ein Buch über Online-Dating geschrieben, sondern ist selbst schon lange dabei. Während der Recherche zu ihrem Buch hat sie auch ihr eigenes Profil unter die Lupe genommen und verändert: Statt sich gebräunt am Strand zu rekeln, beißt sie nun auf ihrem Profilbild genüsslich in eine große Pizza. Mit Erfolg: Das Foto hat jede Menge Reaktionen erregt, viele Konversationen haben sich genau darauf bezogen.

Profilbeschreibung ist wichtig

Aus verschiedenen Studien wisse man außerdem, dass neben Fotos, auf denen die Person gut zu sehen ist, die Profilbeschreibung für viele wichtig ist, sagt Pia Kabitzsch. Aber: nur wenn sie ohne Rechtschreibfehler ist. Das klingt zwar für Menschen mit Lese-Rechtschreibschwäche unfair, doch Pia Kabitzsch rät in solchen Fällen dazu, entweder eine andere Person Korrektur lesen zu lassen oder diese Eigenschaft klar zu kommunizieren. Schwächen zugeben komme besser an als Fake-Infos und Bilder mit Filtern.

"In der ersten zehntel Sekunde beurteilen wir, ob eine Person vertrauenswürdig aussieht oder nicht – noch bevor wir über ihre Attraktivität entscheiden."
Pia Kabitzsch, Psychologin und Podcast-Host von Psychologeek

Laut der Expertin ist ein weiteres No-Go, wenn Selbstbeschreibungen sehr negativ formuliert sind. Herauszustellen, was wir alles nicht suchen und wer gleich nach links swipen kann, hilft also nicht wirklich bei der Suche nach einem Match. Die Psychologin bleibt dabei: Am besten suchen wir nach Bildern und Informationen, die uns so darstellen, wie wir tatsächlich sind und wie wir uns wahrnehmen. Das macht auch vertrauenswürdig – ein Kriterium, das unbewusst für uns eine große Rolle spielt.

Ob Clara manchmal doch auch ein bisschen schwindelt und warum Clio aus der Deutschlandfunk Nova Community der Text wichtiger ist als die Bilder, hört ihr in der Ab 21.