Orte und KompositionenDie Archäologie der Musik

Wenn ich mir ein Lied vor dem Buckingham Palace anhöre, klingt es dann anders als an einem Strand in Spanien? Und kann das Hören eines Songs, mir einen anderen Eindruck von einem Gebäude oder eine Landschaft vermitteln? Forscher von der University of York haben das im Selbstversuch getestet.

Die Band Alt+J hatte sich einen besonderen PR-Gag für das aktuelle Album ausgedacht. Schon vor der Veröffentlichung konnte man sich die Songs anhören, allerdings nur mit einer speziellen App. Der Haken: Nur an bestimmten Orten, die die Band vorher festgelegt hatte, konnte man die Lieder streamen. Das brachte den britischen Wissenschaftler John Schofield, Leiter der archäologischen Fakultät der University of York, auf eine Idee. Er wollte feststellen, ob wir Orte anders wahrnehmen, wenn wir gleichzeitig eine bestimmte Melodie hören.

"If we could connect music to heritage then there would be some mechanism for drawing young people into the debate. Discussions about what should happen to your landscape or your town, for example."

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Die Wechselwirkungen von Orten und Musik

In unzähligen Selbstversuchen erforschen Archäologe John Schofield und seine Studenten, was es mit ihnen macht, wenn sie ein Lied an verschiedenen Orten hören. Sowohl vor bekannten Gebäuden, wie dem Buckingham Palace, oder dem alten Proberaum der Sex Pistols hörten sie sich Stücke an.

"Ich wollte wissen, was passiert denn, wenn ich auf die Domplatte gehe und dort ein Lied von Alt + J höre? Was empfinde ich persönlich dabei? Der Kölner Dom war auch ein Ort, den sich Alt + J für ihre App ausgeguckt hatten."
Amy Zayed, DRadio-Wissen-Reporterin

Amy Zayed stellt sich mit dem Kopfhörer vor den Dom. Sie hört das Lied "Nara" von Alt + J, ein ruhiger, fließender Song, der leicht sphärisch klingt. In ihrem Selbstversuch stellt Amy fest, dass sie sich wie in einer Blase fühlt. Die Außenwelt wird durch den Kopfhörer ausgeblendet. Und die Musik wirkt wie ein Soundtrack zum eigenen Film, findet Amy. Der Anblick des Kölner Doms inspiriert sie zu existenziellen Fragen über die Schaffenskraft des Menschen und über die Geschichte des Gebäudes, vor dem sie steht. Den gleichen Versuch macht Amy später mit Rock- und Punkmusik. Auch hier fühlt sie sich durch die Verbindung von Architektur und Musik inspiriert, aber auf eine andere Weise.