Pakt der DiktatorenDer Hitler-Stalin-Pakt von 1939

Den Hitler-Stalin-Pakt nur als deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt zu werten, wäre zu kurz gegriffen. Einige Historiker sehen in diesem Pakt den Auftakt zum Zweiten Weltkrieg. Er hat nicht nur den Weg für diesen Krieg freigemacht, sondern auch in einem geheimen Zusatzprotokoll die territoriale Ordnung nach dem Zweiten Weltkrieg bereits vorweggenommen.

Am 24. August 1939 besiegeln Deutschland und die Sowjetunion einen Nichtangriffspakt, der gemeinhin als Hitler-Stalin-Pakt in die Geschichtsbücher eingeht. Am Tag nach der Unterzeichnung des Vertrags der beiden Diktatoren reiben sich die Menschen in Deutschland verwundert die Augen: Ein Vertrag ausgerechnet mit Josef Stalin, dem Anführer der bolschewistischen Sowjetunion!

Geheimes Zusatzprotokoll nimmt territoriale Ordnung nach dem Zweiten Weltkrieg vorweg

Vorausgegangen waren Versuche der Engländer und Franzosen, Stalin für eine antideutsche Koalition zu gewinnen. Aber die Gespräche scheiterten an gegenseitigem Misstrauen. Während diese Verhandlungen ins Leere liefen, konnten Hitler und Stalin sich am 23. August 1939 in einem Nichtangriffspakt und einem Geheimen Zusatzprotokoll über ihre jeweiligen Machtinteressen verständigen.

"Der Pakt ist im Kern der Auftakt zum Zweiten Weltkrieg und hatte insofern dramatische Auswirkungen, als er die territoriale Ordnung nach dem Zweiten Weltkrieg durch das geheime Zusatzprotokoll vorwegnahm."
Manfred Sapper, Osteuropa-Experte

Neben dem Nichtangriffspakt verabreden die beiden Diktatoren die Aufteilung des Baltikums, Bessarabiens und Polens. Eine Woche nach der Unterzeichnung überfällt Deutschland Polen, besetzt den westlichen Teil des Landes, während die Sowjetunion das restliche Polen okkupiert. Anschließend besiegt Deutschland in sogenannten Blitzkriegen Frankreich, die Benelux-Staaten, Dänemark, Norwegen und Teile des Balkans.

Unternehmen Barbarossa

Die Luftschlacht um England, die einer geplanten Invasion der Insel vorausging, musste im Mai 1941 erfolglos beendet werden. Einen Monat später überschreiten deutsche Soldaten die Grenzen zur Sowjetunion und eröffnen mit dem Unternehmen Barbarossa den Krieg gegen den einstigen Vertragspartner des Hitler-Stalin-Paktes.

In Eine Stunde History hört ihr:

  • Osteuropa-Experte Manfred Sapper erläutert die Bedeutung des Hitler-Stalin-Paktes sowohl im Deutschen Reich als auch in der Sowjetunion.
  • Historiker Christian Hartmann vom Zentrum für Militärgeschichte der Bundeswehr über die Ziele, die beide Seiten mit dem Vertrag verfolgten.
  • Thielko Grieß, Deutschlandfunk-Korrespondent in Russland, berichtet über den Stellenwert, den der Vertrag und der "Große Vaterländische Krieg" im heutigen Russland haben.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld schildert die politische Lage im Sommer 1939 als sowohl die Alliierten als auch die Deutschen mit Stalin verhandelten.
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Christine Werner blickt zurück auf den Abend, an dem im Kreml der Vertrag und das geheime Zusatzprotokoll unterzeichnet wurden.