People PleaserWie wir lernen, öfter Nein zu sagen

Ann-Kathrin will es allen recht machen – und vernachlässigt dabei manchmal ihre eigenen Bedürfnisse. "Weg mit dem schlechten Gewissen" fordert daher Psychologin und Autorin Ulrike Bossmann. Sie hat zum Umgang mit Dilemmata promoviert.

People Pleaser sind Menschen, die ihr Verhalten daran ausrichten, ob es anderen gefällt oder nicht. Sie wollen einerseits anderen Menschen gefallen. Andererseits gehe es auch darum, anderen Personen nicht vor den Kopf zu stoßen, erklärt Psychologin Ulrike Bossmann.

Ulrike Bossmann hat über People Pleaser ein Buch geschrieben. Sie sagt, dass Menschen, die sich bei ihrem Verhalten besonders intensiv an anderen Menschen orientieren, sich selbst sehr stark unter Druck setzen und ihre eigenen Bedürfnisse hintanstellen. Großer Stress ist die Folge.

Warum sind Menschen People Pleaser?

Das Menschen People Pleaser sind, das habe nur sehr wenig mit der Persönlichkeit zu tun. People Pleasing ist in der Geschichte eines Menschen verankert, erläutert Ulrike Bossmann. People Pleaser haben irgendwann gelernt, dass, wenn sie ihre Bedürfnisse zeigen, ihnen die Liebe weggenommen wird, zum Beispiel in ihrer Kindheit.

"Sie haben irgendwann gespürt, wenn ich meine Bedürfnisse zeige, dann nehmen sie mir die Liebe weg oder ich werde demotiviert und beschämt."
Ulrike Bossmann, Psychologin

Ann-Kathrin sagt über sich selbst, dass sie auch eine People Pleaserin ist. Sie erzählt, dass auch ihre Mutter versucht, anderen zu gefallen. Im Gegensatz zu ihrem Vater, der könne sich besonders gut durchsetzten, erklärt Ann-Kathrin.

Das besonders Frauen People Pleaserinnen sind, berichtet auch Ulrike Bossmann aus ihrer Praxis. Sie sagt, das würde daran liegen, dass Frauen in der Gesellschaft weiterkämen, wenn sie nicht unangenehm auffallen.

Nachteile beim People Pleasing

Ann-Kathrin grübelt oft darüber nach, ob sie sich in einer Situation anders verhalten hätte sollen. Das permanente Nachdenken darüber, was andere finden oder meinen, ist ein großer Teil im Leben von People Pleasern. Dabei büßen People Pleaser besonders stark an Lebensqualität ein.

Die Forschung im Bereich der Psychologie hat zudem herausgefunden, dass People Pleaser häufig an Depressionen und Angststörungen leiden, erläutert Ulrike Bossmann.

Balance finden und schlechtes Gewissen ablegen

Ann-Kathrin möchte in Zukunft mehr auf ihre eigenen Bedürfnisse achten. Seit sie eine Tochter hat, gelingt ihr das auch wesentlich besser, sagt sie. Wenn sie die Grenzen ihrer Tochter verteidigen müsse, würde ihr das selbst auch dabei helfen, ihre eignen Grenzen überhaupt wahrzunehmen.

Ulrike Bossmann gibt den Tipp, dass People Pleaser sich erstmal einen Tag in der Woche heraussuchen, an dem sie sich vornehmen, mal nicht gefallen zu wollen. Allein der Vorsatz würde schon reichen, etwas zu verändern. Das schlechte Gewissen für sich selbst einzustehen und seine eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen, würde mit der Zeit weniger, sagt Ulrika Bossmann.

Sie geht sogar so weit zu sagen, dass je mehr schlechtes Gewissen People Pleaser haben, je mehr sollten sie das feiern, weil sie umso mehr über ihren Schatten gesprungen sind.