PhilosophieSpinnennetz und Internet(z)

Das Netz tötet nicht selbst. Vom Spinnen- und Fischernetz etwa werden Beutetiere nur gefangen: Bewegung wird eingefroren. Und das Internet(z)? Nach Sybille Krämer existieren sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede zu einem echten Netz mit Maschen.

Startet man das Gedankenexperiment, inwiefern das Internet mit einem echten Netz zu tun hat, findet man nach Ansicht der Philosophin Sybille Krämer von der Freien Universität Berlin ein paar Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede.

Ein echtes Netz trennt zum Beispiel, kann Tiere und Menschen am Durchgang hindern. Und auch das Internet hat selektiven Charakter: Filterblasen trennen Gemeinschaften in Einzelgruppen, Infrastruktur und finanzielle wie technische Möglichkeiten trennen Onliner von Offlinern.

"Die moderne Form von Netzen hat natürlich auch immer noch mit dem Einsammeln von Daten und vielleicht auch mit dem Beutemachen zu tun."
Sybille Krämer, Philosophin

Ein Unterschied ist aber die Komplexität und Größe. Ein Spinnen- und Fischernetz ist recht übersichtlich. Das Internet aber ist so komplex und verwoben geworden, dass der Überblick genauso schwierig ist wie die Kontrolle, welche Daten welche Wege einschlagen.

Selbst regulieren möglich?

Sybille Krämer nimmt in ihrem Vortrag Bezug auf Gottfried Wilhelm Leibnitz, dem Erfinder des Binärcodes, der Ur-Computersprache. Ein Netz gewährleiste "Einheit und Vielfalt", wie es Leibniz einst ausdrückte.

Gesche Joost führt den Begriff der vernetzten Gesellschaft bis in die Zukunft weiter. Kann sich das Internet irgendwann selbst regulieren, wie man es in den 1990er Jahren glaubte? Wer besitzt unsere Daten? Gehört uns gar nichts mehr? Joost jedenfalls vertritt die These, unsere Souveränität sei in großer Gefahr, ...

"...weil wir weder kaum die Bildung noch die Kompetenz haben, abzusehen, was eigentlich unsere Entscheidungen und unser Leben im Digitalen für Konsequenzen haben."
Gesche Joost, Designforscherin

Die beiden Rednerinnen und weitere Wissenschaftler tauschten sich darüber an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften aus, die auf ihren Gründervater Leibniz zurückgeht. Sie sprachen über das Thema "Leibniz: Vision als Aufgabe".