ResistenzenAuf der Suche nach neuen Antibiotika

Im Jahr sterben etwa 25.000 Menschen in Europa an den Folgen von Antibiotika-Resistenzen. Aber die Suche nach neuen Antibiotika-Klassen ist nicht so einfach.

Es gibt eine steigende Anzahl an Bakterien, die resistent sind gegen Antibiotika. "Meine Meinung ist, dass dringender Handlungsbedarf besteht", sagt Dirk Heinz, Geschäftsführer vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig: "Wir haben eine begrenzte Anzahl an Antibiotika zur Verfügung. Das sind kostbare Medikamente, die nicht optimal genutzt werden."

Überlebensstrategie von Bakterien

Mit nicht-optimaler Nutzung meint er zum Beispiel, dass Antibiotika für Krankheiten eingesetzt werden, bei denen sie gar nichts bringen. Bei einer Virusinfektion zum Beispiel - etwa einer Grippe. Die Bakterien werden dann dem Antibiotikum ausgesetzt und kämpfen gegen diesen "Feind". Dirk Heiz erklärt, dass das eine Überlebensstrategie sei. Deswegen sei es wichtig, Antibiotika nur sehr gezielt einzusetzen.

"Das ist im Prinzip eine Überlebensstrategie der Mikroorganismen. Sie werden mit etwas konfrontiert und wehren sich dagegen.“
Dirk Heinz, Geschäftsführer vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig

Eine Lösung für das Problem könnten neue Antibiotika sein. Forscher sind auf der Suche danach. Allerdings ist es schwer, neue Antibiotika-Klassen zu finden, meistens finden Wissenschaftler neue Varianten von den bereits existierenden Wirkstoffen. Bisher gibt es etwa 18 bis 20 unterschiedliche Antibiotika-Klassen und die meisten haben ihren Ursprung in der Natur. Mikroorganismen bilden sie, um sich gegen ihre Fressfeinde zu wehren.

"Ich glaube, dass die Ressource Natur bei Weitem noch nicht ausgeschöpft ist. Man kratzt vielleicht an der Oberfläche, aber da ist noch wesentlich mehr."
Dirk Heinz, Geschäftsführer vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig

Antibiotika gibt es seit Ende des 19. Jahrhunderts in der Medizin. Früher starben Menschen an einfachen Infektionen, die für uns heute nicht mehr lebensbedrohlich sind. Allerdings beruht ein Großteil der heutigen Medizin auf der Tatsache, dass für den Notfall Antibiotika bereitstehen. Zum Beispiel im Fall von Krebstherapien, wenn das Immunsystem von Patienten bisweilen komplett zerstört wird.

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Dirk Heinz vom Helmholtz-Zentrum erklärt, dass es diese Häufung von multiresistenten Keimen gibt, seit Antibiotika auf den Markt gekommen sind. Vor einigen Tagen war eine amerikanische Rentnerin an einer Infektion gestorben, obwohl sie mit 26 verschiedenen Antibiotika behandelt worden war. Der Keim war gegen alle Wirkstoffe resistent.