Bei Wikipedia mitmachenDu kommst hier nicht rein!

Eigentlich ist die Sache klar: Jeder kann mitmachen bei Wikipedia, dem größten Online-Lexikon der Welt. Eigentlich, denn in der Praxis hat sich eine ziemlich feste Community gebildet, die die Artikel schreibt. Und die ist ziemlich in die Kritik geraten, wegen ihrer rauen Umgangsformen - gerade gegenüber Neulingen. Unsere Autorin hat sich davon nicht abschrecken lassen.

Ihr Entschluss steht fest - Lena Breuer will Wikipedianerin werden. Bleibt die Frage aller Fragen? Worüber den ersten Artikel schreiben? Hundetraining? Ausrüstung von Bergmännern? Lena entscheidet sich schließlich für ihren Bekannten Klaus. Der ist Fotograf, nach eigener Aussage nicht total unbekannt, auch wenn er noch keine Autogramme geben müsse - und hat noch keinen Eintrag bei Wikipedia. Ihr erstes Vorgespräch führt Lena mit Klaus via Skype. Es geht um seine Biografie, um seine Ausstellungen und am Ende ist Lena überzeugt: Das Netz braucht einen Wikipedia-Eintrag über Klaus Wilhelm Friese.

"Der Umgang ist häufig so, dass man vergisst, das auf der anderen Seite des Rechners auch ein Mensch sitzt."
Achim Raschka, seit elf Jahren Wikipedianer

Lena surft auf die Seiten der deutschen Wikipedia. Kurz anmelden und dann auf "Neuen Artikel anlegen" klicken. Dann folgen seitenweise Anleitungen. Und dabei wird Lena schnell klar, was bei Wikipedia besonders wichtig ist: Relevanz. Die Eingabemaske ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig aber für Lena schnell zu durchschauen und nach zwei Stunden steht ihr Eintrag online. Lena ist zufrieden und auch bei Fotograf Klaus zeigt der Daumen nach oben.

In den kommenden zwei Tagen passiert wenig: Lenas Artikel wird verlinkt und einige kleine Änderungen gemacht. Und dann der Schock: "Dieser Artikel wurde zur Löschung vorgeschlagen" muss Lena lesen. Jetzt beginnt eine Löschdiskussion - im rauen Ton. "Das hält man ja nicht aus", "schlimme Peinlichkeiten", "irgendetwas relevanzbegründet" sei nicht zu erkennen, wirft die Community Lena vor.

Lenas erster Eintrag wird diskutiert

Lena wagt den Schritt aus der Virtualität. In einem kleinen Kölner Lokal trifft sie Achim Raschka, seit elf Jahren Wikipedianer. Er hat in Köln der Online-Community einen realen Treffpunkt gegeben. Heute ist so ein Wikipedia-Treffen. Eine kleine Gruppe von sechs Leuten sitzt mit Laptops an einem Tisch, trinkt Kaffee und klickt.

Erst die Diskussion, dann die Löschung

Achim schaut sich Lenas kontroversen Eintrag an - und beruhigt die Jung-Wikipedianerin erst mal: Eine Löschdiskussion sei noch keine Löschung. Grundsätzlich gilt beim Online-Lexikon: Jeder Nutzer kann so einen Löschantrag stellen. In der Regel diskutieren Wikipedianer sieben Tage lang und am Ende entscheidet ein Admin, ob der Artikel bei Wikipedia bleiben darf oder nicht. Dabei orientiert er sich an der Diskussion und an den Relevanzkriterien.

Tiere sind immer relevant - moderne Kunst nicht immer

Mit der Relevanz ist das aber so eine Sache - vor allem, wenn es um Fotografen wie Klaus-Wilhelm Friese geht. "Was sind die Punkte, die ihn gegenüber einem anderen Fotografen besonders machen?", fragt Alt-Wikipedianer Achim Raschka. Und die Sache mit dem rauen Umgangston? Das sei eines der größten Probleme der Wikipedia, gibt Achim zu.

Eine Erfahrung, die auch Lena gemacht hat. Allerdings nur im Netz. Denn beim Wikipedia-Treffen in Köln hat sie nur freundliche Menschen getroffen. Und der alte Hase Achim hat auch einen Tipp für Frischlinge wie Lena parat. Über Tierarten schreiben, denn die seien grundsätzlich relevant. Bei moderner Kunst ist die Sache offenbar komplizierter: Der Artikel über Klaus Wilhelm Friese ist mittlerweile gelöscht - unwiederbringlich.