Urlaub in der DDRReisetombola in Ostberlin

Nina Kawalun wächst im Ruhrgebiet auf. Statt nach Italien, Spanien oder Frankreich fahren ihre Eltern in den Sommerferien mit ihr in die DDR - an den Scharmützelsee in Brandenburg, ins Zittauer Gebirge, ins Erzgebirge oder auf die Insel Rügen .

Der Grund dafür war Ninas Vater: Er war Führungskraft in der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) in der Bundesrepublik - und hatte beste Kontakte zur SED in der DDR. Sommerferien in der DDR, das war für Ninas Vater auch mit Arbeit verbunden. Er traf sich SED-Parteifunktionären

Club SED

"Dann rückten höhere Funktionäre an, man zog sich zum Gespräch zurück. Am Scharmützelsee, erinnere ich mich, dass irgendwann höhere Funktionäre der SED anreisten."
Nina Kawaluns Vater

Nina erinnert sich vor allem an eins: Freiheit - ausgerechnet in der DDR. Finanziert wurden die Urlaube vom Zentralkomitee der SED. Im Vergleich zum DDR-Normalbürger kamen die Kawaluns in den Genuss vieler Annehmlichkeiten: Die Unterkünfte waren kostenlos. Es gab Vollpension.

Nina kam immer braungebrannt und glücklich zurück nach Hause.

"Schwimmhalle, Sauna, Schiff mit eigenem Bootsanleger - all das gehörte für uns dort zur Normalausstattung."
Nina Kawalun über den Urlaub in der DDR

Das Los in den Urlaub

Am Anfang des Urlaubs wusste niemand, nicht einmal Ninas Vater, wohin die Reise gehen würde. Das erfuhr Familie Kawalun erst in Berlin - im Intourist-Gebäude am Alexanderplatz. Dort musste Ninas Vater einen "Reisescheck der Volkssolidarität" vorlegen, den ihr Vater von der DKP bekommen hatte. Dann gab es eine Tombola und die Urlaubsplätze wurden verlost.

"Ich erinnere mich unseren letzten DDR-Urlaub 1987, wo wir alle darauf eingestellt waren, dass wir nach Rügen kommen würden. Und letztendlich sind wir in Oybin, im Dreiländereck, gelandet."
Nina Kawalun