SozialpsychologieIch hier - Du da

Feinbilder sind immer ein Gruppenurteil, persönliche Identität spielt keine Rolle. Der Gewalt- und Konfliktforscher Andreas Zick sagt, dass wir im Alter von vier bis fünf Jahren anfangen, andere Menschen auszugrenzen.

Dass wir Feindbilder haben und dass wir in Freund und Feind unterscheiden, ist absolut menschlich, sagt der Gewalt- und Konfliktforscher Andreas Zick. Das hilft uns nämlich dabei, unsere komplexe Welt etwas besser verstehen zu können, uns im Leben zurechtzufinden. Gleichzeitig ist es auch ein Problem, weil wir in einer Gesellschaft leben, in der große Feindschaften eigentlich nichts zu suchen haben und so gut wie nie zu einem positiven Ergebnis führen. Stattdessen werden die gesellschaftlichen Gräben durch Feindbilder immer tiefer.

Vom Kleinkind bis zu pubertierenden Jugendlichen

Wann genau wir anfangen, Feindbilder zu entwickeln, ist in der Forschung nicht vollständig geklärt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass wir im Alter von vier bis fünf Jahren anfangen uns gegen andere abzugrenzen. "Ich hier - du da" - Mit dem Beginn der Pubertät bekommt diese Entwicklung dann noch einmal einen ordentlichen Schub. Jeder von uns erinnert sich vermutlich noch an Situationen, in denen wir andere ausgrenzen, ausschließen - einfach doof finden.

"Ich hier - du da"
Das ist die erste Abgrenzung, die wir Menschen vornehmen.

Feindschaften widersprechen unserem Gesellschaftskonzept

Feindbilder gehören zu unserer Entwicklung dazu. Trotzdem sind sie nicht immer von Vorteil, sagt Andreas Zick. Feindschaften passen nicht in unser Gesellschaftssystem, das auf friedliches Zusammenleben angelegt ist. Feindbilder sorgen für Gewalt und Aggression. Sie sind nur sinnvoll, wenn sie nach bestimmten Spielregeln und im engen Rahmen ablaufen - zum Beispiel im Sport.

Der Sozialpsychologe Andreas Zick beschäftigt sich mit Gewalt- und Konfliktforschung.

Andreas Zick

Andreas Zick ist Professor für Sozialpsychologie und leitet das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Uni Bielefeld und befasst sich unter anderem mit Konflikten und Gewalt zwischen Gruppen, mit Vorurteilen und Rassismus in Europa und mit dem Thema "Bildung gegen Intoleranz".