Blicke, Lächeln, KomplimenteWie bleiben wir uns beim Flirten treu?

Ob Single oder in einer Beziehung – ab und zu ein bisschen flirten oder angeflirtet werden macht schon Spaß. Aber vielen fällt es gar nicht so leicht. Kann man gutes Flirten lernen? Und wie kommen wir aus einem Flirt-Fail wieder raus?

Ein Blick, ein Lächeln oder sogar ein Kompliment - Flirten ist ein zwischenmenschliches Kommunikationsverhalten, es kann ganz unterschiedlich funktionieren und bewegt sich zwischen Freundlichkeit und Erotik, zwischen Spiel und Ernst, erklärt die Diplompsychologin und Psychoanalytikerin Vivian Jückstock. Sie sagt, Flirten gibt es schon immer, aber natürlich hat sich das How-To verändert.

"Beim Flirten ist es genau das Spiel mit dem 'Es könnte so sein, es könnte aber auch anders sein'."
Vivian Jückstock, Diplompsychologin und Psychoanalytikerin

"Im 18. oder 19. Jahrhundert gibt es ganz andere gesellschaftliche Konventionen, wie eine Annäherung – dann meistens zwischen Männern und Frauen – stattzufinden hat", sagt sie. Damals war es sehr stark reglementiert, wie man miteinander in Kontakt kommen durfte. Dabei ging es dann um Nuancen, wie etwa: "Darf die Frau ihren Blick eigentlich heben und den Mann direkt angucken oder ist das schon offen sexuell?", so Vivian Jückstock. Heute laufe das alles ein bisschen freier, informeller, spontaner – ohne Regeln.

Beim Flirten müssen wir Widersprüche aushalten

Beim Flirten gehe es um die Fähigkeit, dieses Uneindeutige auszuhalten und sogar ein bisschen Freude daran zu haben. Und weil es so unterschiedlich funktioniert, ist es schwierig, allgemeingültige Regeln dafür festzulegen. Was hingegen hilft, ist, wenn wir in der Lage sind, Signale zu lesen und zu verstehen.

"Ich hab irgendwann noch mal angefangen zu daten, als wir unsere Beziehung geöffnet haben. Und hab einfach gemerkt, wie verrostet das dann wird und wie schwierig Flirten ist."
Antwort bei einer Straßenumfrage in Köln

"Gutes Flirten hat was Spielerisches, was Leichtes, das kann auch was sein, was uns ein bisschen Sicherheit gibt, aber definitiv auch etwas, was unser Herz ein kleines bisschen schneller schlagen lässt und etwas, was auch ein bisschen aufregend ist", sagt die Paartherapeutin und Autorin Sharon Brehm. Beim Flirten zeigen wir uns. Wir machen auf uns aufmerksam.

"Ich glaube, das ist auch ein Grund, warum wir flirten, um uns zu zeigen."
Sharon Brehm, Paartherapeutin und Autorin

Die Paartherapeutin findet ein guter erster Schritt ist es, das Gegenüber zum Lächeln zu bringen. "Du kannst eine andere Person zum Lächeln bringen, indem du einen Witz erzählst zum Beispiel oder ein Kompliment machst. Manchmal reicht es aber auch, jemanden einfach anzuschauen und dann gemeinsam ein kleines bisschen zu schmunzeln", sagt Sharon Brehm.

Sie erlebt es in ihrer Praxis immer wieder, dass Menschen von ihrer Angst berichten, zurückgewiesen zu werden. Und klar: Diese Option besteht immer, denn beim Flirten geht es ja darum herauszufinden, wie unser Gegenüber auf uns reagiert. "Das heißt, natürlich machen wir uns verletzlich und das braucht Mut. Aber ich meine, wer leben will, muss auch mutig sein", sagt sie.

"Ich schmeiße der anderen Person den Ball zu – durch ein Lächeln, durch ein 'Hey' und schau mal, schmeiß die Person den Ball zurück."
Sharon Brehm, Paartherapeutin und Autorin

Sharon Brehm empfiehlt sehr, es einfach mal auszuprobieren, also das Flirten im echten Leben – jenseits von Dating-Apps. Sie wirbt richtig dafür und sagt: "Es kann was ganz, ganz Schönes, Magisches, Zauberhaftes draus werden."

Einen Tipp, den sie gibt: Wir sollten versuchen authentisch zu sein. "Ich muss keine Rolle spielen, ich muss nicht irgendwie besonders süß, besonders intelligent, besonders was auch immer sein. Ich darf einfach nur ich sein. Weil, wenn wir etwas cringe finden, dann ja gerade, weil das überhaupt nicht zu der Person passt", sagt sie.

So können wir Flirten üben

Die Paartherapeutin sagt: Ja, wir können üben zu flirten und wir können darin auch besser werden. Zum Beispiel, indem wir es einfach mal bei Personen ausprobieren, die wir schon kennen. Bei Freund*innen zum Beispiel. Eine andere Möglichkeit ist, sich ins Café, Restaurant oder in den Park zu setzen und zu beobachten, wie andere Menschen miteinander umgehen: Flirten sie? Wie machen die das? Das wichtigste sei, es dann einfach selber mal auszuprobieren. Und ganz wichtig: Das, was bei anderen so leicht aussieht, kann bei uns dann zuerst ein bisschen hölzern rüberkommen. Aber das mache nichts, "weil wir es ja erst üben", so Sharon Brehm.

Wer beim Flirten Ablehnung erfährt, sollte das auf keinen Fall persönlich nehmen. Diese Option gehört einfach dazu. Sharon Brehm sagt: "Das ist jetzt keine persönliche Kritik an dir. Weil, um fair zu sein: Die andere Person weiß genau fünf Sekunden von dir. Die hat keine Ahnung über dich." – Wir sollten die Abfuhr dann einfach mit Würde entgegennehmen, uns für die Antwort bedanken, uns verabschieden und gehen.