GlücksspielsuchtSportwetten: Thomas Melchior verspielte 800.000 Euro
Durch Sportwetten verlor er sehr viel Geld – und seine Freunde. Zu denken, man hole sich mit der nächsten Wette sein Geld zurück, sei ein fataler Kreislauf, sagt Thomas Melchior. Die Sucht bringt ihn ins Gefängnis, dann gelingt der Neustart.
Es fing ganz harmlos an, erzählt Thomas Melchior. Als er zufällig im Fernsehen eine Werbung für Sportwetten sah, setzte er – ohne groß zu überlegen – einfach mal zehn Euro. Und er kam mit elf wieder raus.
"Für mich war es nicht nur ein Euro, den ich gewonnen hatte. Für mich waren es zehn Prozent."
Nach dieser Erfahrung traf Thomas die bewusste Entscheidung: Ich lege mein Geld in Sportwetten an. Am Ende, das war nach 13 Jahren, hatte er 800.000 Euro verloren.
Die Illusion, beim nächsten Mal auf jeden Fall zu gewinnen
Die Wetten nehmen von Anfang an einen hohen Stellenwert in seinem Leben ein, erinnert sich Thomas. "Alles, was mir vorher lieb und wichtig war, begann ich zu vernachlässigen: Freunde, Familie, Hobbys."
"Als mir die ersten Wetten mit mehreren tausend Euro um die Ohren flogen, wusste ich: Irgendetwas läuft hier schief. Aber jedes Mal dachte ich, dass ich mein Geld wieder zurückhole."
Und es wird noch schlimmer: Als nämlich sein eigenes Geld aufgebraucht ist, pumpt er sein Umfeld an. Später fragt er Fremde – und irgendwann dann, sagt Thomas, "habe ich es mir einfach genommen".
Am Ende wird er wegen Betrug, Unterschlagung und Diebstahl zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
4,6 Millionen Menschen in Deutschland sind glücksspielsüchtig
Das war 2019. Zu dem Zeitpunkt war Thomas seit 13 Jahren glücksspielsüchtig. Rückblickend, sagt er, seien die Festnahme und die Verurteilung das Beste gewesen, was ihm hätte passieren können. "Ich hatte durch meine Sucht alles verloren. Das war nicht nur Geld, sondern auch meine Freunde, meine Familie – und den Mut, weiterzuleben."
Im Gefängnis gelingt es ihm, den Kreislauf, in dem er steckte, zu durchbrechen. Inzwischen leistet Thomas Präventionsarbeit gegen Glücksspielsucht. Er klärt auf, auch indem er Betroffenen deutlich macht: "Du bist nicht allein." Denn Thomas beobachtet, dass Betroffene sich oft für ihr Problem schämen.
Schämen für die Sucht
Laut Glücksspielatlas 2023 sind in Deutschland 4,6 Millionen Erwachsene spielsüchtig oder zeigen Symptome einer Sucht. 1,3 Millionen Menschen haben eine sogenannte Glücksspielstörung, worunter gesundheitliche, soziale oder finanzielle Probleme verstanden werden, die infolge des Glücksspiels entstehen.
"Niemand kann das Glücksspiel beeinflussen. Doch die Werbung suggeriert, dass man es durch Sportwissen kann."
Thomas hat in der schwierigen Zeit im Gefängnis Vieles über sich gelernt: "Ich bin stärker als meine Sucht." Und genau diese Überzeugung versucht er Betroffenen mitzugeben. "Sprecht darüber, holt euch Hilfe. Es gibt einen Weg raus."