Diskriminierungsfreie SpracheNon-binäre Personalpronomen mitkommunizieren

In jeder Stellenausschreibung steht heute (m/w/d). Auch im Personalausweis müssen wir nicht mehr nur männlich oder weiblich eintragen. Aber in der deutschen Sprache gibt es bei den Personalpronomen trotzdem bisher nur "er" und "sie". In anderen Ländern dagegen haben sich schon andere Personalpronomen durchgesetzt. Wo wir in Deutschland stehen, weiß Katja Vossenberg.

Im Deutschen ist das Thema non-binäre Pronomen noch nicht endgültig geklärt. Bisher hat sich deshalb kein alternatives Personalpronomen etabliert. Aber es gibt viele Neopronomen, also Wortschöpfungen, um über eine Person zu sprechen, ohne ihren Namen zu nennen. Hier eine kleine Auswahl.

Ganz viele Personalpronomen-Alternativen

  • Sier – ein Mix aus den Personalpronomen sie und er.
  • sie_er oder auch er_sie – eine Dopplung beider binärer Personalpronomen, die durch einen Unterstrich voneinander getrennt werden.
  • Auch mit dabei: nin.

Einige Non-Binaries, also Menschen, die sich weder mit dem weiblichen, noch mit dem männlichen Geschlecht identifizieren, bestehen darauf, ausschließlich mit ihrem Namen angesprochen zu werden oder benutzen für sich das sächliche "es". Das sorgt vielleicht im ersten Moment für Verwirrung, aber nicht-binäre Menschen streben hierbei eine positive Konnotation an.

Schaut man ins Ausland, sieht der Umgang mit gendergerechter Sprache ganz anders aus. Im Englischen hat sich "they" und im Schwedischen "hen" für Non-Binaries durchgesetzt.

Aktive Kommunikation hilft

Auch Mo Zündorf ist non-binär und berät über die Initiative Fairlanguage Menschen und Unternehmen im Umgang mit diskriminierungsfreier und gendergerechter Sprache. Mo plädiert dafür, das eigene Pronomen aktiv zu kommunizieren.

"Egal, ob es das Pronomen ist, dass sie bei der Geburt zugewiesen bekommen haben, oder neue Pronomen, einfach alle Menschen machen es."
Mo Zündorf, ist selbst Non-Binary

So spricht Mo Zündorf über den eigenen Arbeitskontext. Alle sollten die eigenen Pronomen mitkommunizieren, um non-binäre Personen nicht als anders oder auffällig zu markieren und dafür zu sorgen, dass zum Beispiel das Weglassen der Personalpronomen nichts außergewöhnliches mehr ist. Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Katja Vossenberg nennt als Beispiel Vorstellungsrunden. Da könne einfach der Name mit dem dazugehörigen Personalpronomen genannt werden. Eine andere Möglichkeit: In E-Mail-Signaturen könnte das Personalpronomen hinzugefügt werden. Das erleichtert anderen dann die Anrede.

Die Idee dahinter ist, alle Menschen daran zu gewöhnen, das Pronomen mitzukommunizieren. Auf diese Weise werden non-binäre Personen nicht ausgeschlossen. Katja Vossenberg bringt es auf die Formel: "Man kann Menschen ihr Pronomen nicht ansehen; genauso wenig wie ihren Namen."

Fehler sind kein Problem

Wenn man mal das falsche Pronomen verwendet hat, ist das kein Beinbruch, sagt Mo Zündorf. Eine ernstgemeinte Entschuldigung und die Frage, ob man etwas für die nicht-binäre Person tun kann oder sie kurz einen Moment für sich braucht, hilft.

In Unterhaltungen zum Thema spielt das persönliche Vertrauensverhältnis zueinander eine große Rolle dabei, ob es zum Beispiel okay ist, eine Nachfrage zu stellen.

"Bei allem kommt es darauf an, welches Verhältnis ich zu der Person habe und welche Rückfragen passend für unser Verhältnis sind. Würde ich zum Beispiel etwas aus meinem Privat- oder Sexleben mit dieser Person teilen wollen?"
Mo Zündorf