StrukturWie viel Planung wir im Alltag brauchen

Drei Apps regeln Larissas Alltag manchmal fast im Minutentakt. Flexibler geht es leider nicht, erklärt sie. Warum manche Routinen lebenswichtig sind und wie wir lästige umgehen, weiß Entscheidungsforscher Tilmann Betsch.

Sogar das Zähneputzen steht bei ihr im Kalender. Larissa braucht sehr viel mehr Struktur in ihrem Alltag als die meisten Menschen. Das hat auch gesundheitliche Gründe. Zu ihrer Borderline-Diagnose kommt noch ADHS hinzu. Sie verliert sich leicht in Kleinigkeiten, wenn sie diese Zeitordnung nicht hat.

"Wenn ich beim Aufräumen keine Liste habe, finde ich irgendwas. Cool! Habe ich schon ewig nicht gesehen. Zack, halbe Stunde vorbei."
Larissa braucht viel Taktung im Alltag

Sie verwendet verschiedene Apps, die ihr teilweise auch mit Geräuschen erledigte Aufgaben quittieren, als Belohnung also. Arbeit, Sport und Haushalt nehmen den Großteil ihrer Zeit ein. Auch ihre Trainingseinheiten beim Bodybuilding helfen ihr dabei, Zeiträume zu strukturieren.

"Meine größten Blöcke sind eigentlich tatsächlich Arbeit und Sport, gefolgt von Haushalt."
Larissa braucht viel Taktung im Alltag
Larissa ordnet und organisiert ihren Alltag mit Apps

Spontan zu sein, ist für sie schwierig. Das ist auch im Urlaub so. Gemeinsam mit ihrem Freund hat sie einen schriftlichen Wochenplan in der Küche, in dem sie ihre Arbeitszeiten und die Zeit, in der sie zu Hause sind, eintragen.

Routinen und Sturheit

Wir brauchen sehr viel Struktur in unserem Alltag, sagt Entscheidungsforscher Tilmann Betsch von der Universität Erfurt. Denn hätten wir keine Struktur, müssten wir jeden Tag aufs Neue entscheiden.

Die Routinen, die wir zur Alltagsbewältigung entwickeln, würden nicht nur in uns selbst liegen, sondern auch in der Umwelt.

"Eine hoch-routinisierte Umwelt bringt uns auch dazu, dass wir weniger Alternativen sehen."
Tilmann Betsch, Entscheidungsforscher, Universität Erfurt

Wenn Routinen und Person untrennbar miteinander verbunden sind, kann das im Zusammenleben zu Schwierigkeiten führen. Als Beispiel nennt Tilmann Betsch die Angewohnheit – beispielsweise einer älteren Person – immer unmittelbar nach dem Essen abzuspülen.

Routine und Persönlichkeit

Schlägt nun jemand eine Abweichung vor, werde das nicht als Angriff auf die Routine, sondern als Angriff auf die Person verstanden.

"So kann es also schon zu besonderen Änderungsresistenzen auch gerade im Alter führen."
Tilmann Betsch, Entscheidungsforscher, Universität Erfurt