Studie: Fake News im Bundestagswahlkampf"Die Dramatisierung war nicht berechtigt"

Die Stiftung Neue Verantwortung hat die erste wissenschaftliche Studie im Zusammenhang mit Fake News und der Bundestagswahl veröffentlicht.

Gehört haben wir schon viel über sie: Fake News werden massenhaft im Netz verbreitet und können Wahlen beeinflussen. Wirklich wissenschaftliche Erkenntnisse zu den falschen Nachrichten und der Bundestagswahl gab es bisher aber noch nicht. Bis jetzt.

Für eine Studie hat die Stiftung Neue Verantwortung in der Woche nach der vergangenen Bundestagswahl repräsentativ über 1000 Wähler zum Einfluss von Fake News befragt. Fragen waren etwa: 

  • "Welche Medien haben Sie im Wahlkampf genutzt?"
  • "Wie schätzen Sie die Glaubwürdigkeit der Medien ein?"
  • Außerdem wurden die Befragten mit ausgewählten Fake News konfrontiert und mussten angeben, ob sie ihnen glauben oder nicht

Realität und der Eindruck davon

61 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, zu glauben, dass viele Fake News während des Wahlkampfes verbreitet wurden. Das ist aber laut Studienleiter Alexander Sängerlaub gar nicht der Fall.

"Es gab gar nicht so viele Fake News rund um die Bundestagswahl. Und die, die es gab, haben nicht so viele Menschen erreicht."

Der Eindruck der Bevölkerung hat das Fake-News-Problem größer gemacht, als es ist, sagt Sängerlaub. Gründe dafür könnten sein:

  • Selten wurde medial zwischen Fake News in den USA und in Deutschland differenziert
  • Außerdem wurde von den Medien nicht eindeutig gesagt, was Fake News genau bedeuten
"Die ganze Dramatisierung, die durch die Wahl Donald Trumps zu uns geschwappt ist, war gar nicht so berechtigt."
Alexander Sängerlaub, Kommunikationswissenschaftler

"Weit rechts der Mitte"

Die Fake News, die es gab, hätten ganz gezielt an bestimmten Stellen gewirkt, sagt Sängerlaub: in Social-Media-Kanälen, die tendenziell eher von Menschen genutzt werden, die den etablierten Medien nicht trauen. 

Laut der Studie spielen Fake News vor allem in Kommunikationsräumen "weit rechts der Mitte" eine Rolle, nicht aber so sehr im gesellschaftlichen Diskurs. Dort werden sie eingesetzt nach dem Motto: "Wenn die Realität selbst nicht schlimm genug ist, müssen halt 'Fake News' herhalten, damit sie es wird." Akteur sei vor allem die AfD gewesen.

Tendenz: Glaubwürdige Medien in Deutschland

Insgesamt haben laut Studie 63 Prozent der Befragten angegeben, dass sie dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk sowie auch den Tageszeitungen und Online-Medien glauben. 

"Wir sehen, dass die Glaubwürdigkeit der Medien in Deutschland relativ hoch ist – ganz anders als in den USA."
Alexander Sängerlaub, Kommunikationswissenschaftler

Es gebe aber eine andere Gruppe von Wählern, sagt Sängerlaub, die das anders sieht: Ganze 70 Prozent der befragten AfD-Wähler halten die Medien für wenig bis nicht glaubwürdig. Auch bei Nicht-Wählern gibt es diese Tendenz.

"Die Wähler der AfD sagen: Wir haben eigentlich gar kein Vertrauen in die Medien. Und die suchen sich dann auf anderen Kanälen ihre direkten Informationen."
Alexander Sängerlaub, Kommunikationswissenschaftler

Dieses verlorene Vertrauen zurückzugewinnen, sei eine äußerst schwierige Aufgabe, weiß Sängerlaub. Und auch ein Teufelskreis: Denn wie soll man das Vertrauen zurückgewinnen, wenn einem ganz grundsätzlich nicht zugetraut werde, gute Arbeit zu machen?

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