FußballMit Tradition in die zweite Liga

Es wird ganz bitter für Eintracht Frankfurt, Werder Bremen oder den VfB Stuttgart. Am Samstagnachmittag steht fest, wer von ihnen direkt absteigen muss. Alle drei nennen sich Traditionsverein. Aber was soll das eigentlich sein?

Tradition ist toll. Wir können uns darauf berufen, können nostalgisch werden, in Erinnerungen schwelgen. Gerade in Zeiten, in denen sich die Welt immer schneller dreht und komplizierter wird. Früher war alles besser. Tradition kann aber auch bitter sein, bitter werden. Wenn von den guten alten Zeiten nicht mehr viel übrig ist - wenn sie vorbei ist. Diese Erfahrung machen gerade drei Bundesligaklubs, die sich selbst als Traditionsklubs bezeichnen: der VfB Stuttgart, Eintracht Frankfurt und Werder Bremen.

Dabei sind die Voraussetzungen für diese Vereine sind eigentlich: eine lange Geschichte, viele Fans und eine ganze Region, die hinter ihnen steht. Trotzdem stehen sie jetzt vor dem Abstieg. Was ist da los? Die Vereine tun sich schwer damit, die Balance zu halten, erklärt Marina Schweizer aus unserer Sportredaktion. Vereine müssen viel investieren - in den Kader oder in die Rahmenbedingungen und sich dann gegen andere Vereine durchsetzen. Und dann wird es eng, wenn ein teurer Transfer nicht die erhoffte Verstärkung bringt und die Mannschaft in der Tabelle abrutscht. Die Folge: weniger Fernsehgelder, weil die vom Erfolg abhängig sind - eine Abwärtsspirale, die kaum mehr aufzuhalten ist.

Team Marktwert

Um daran etwas zu ändern, haben sich die selbst ernannten Traditionsvereine zum Team Marktwert zusammengeschlossen. Ihre Forderung: Mehr Geld vom TV-Kuchen, weil sie nun mal Traditionsvereine seien. Eine zwiespältige Debatte, sagt Marina Schweizer. Klar hätten einige dieser Vereine eine große Fanbasis und damit auch viele Zuschauer, die einschalten. Auf der anderen Seite stelle sich die Frage, warum sich gerade diese Vereine nicht den Regeln des Marktes unterwerfen sollten, die für alle anderen gelten.

"Mittlerweile spielen nicht mehr zu Vereine gegeneinander. Da spielen Konzerne gegeneinander."
Marina Schweizer aus der Sportredaktion

Ein weiteres Problem: Der Begriff Traditionsverein ist sehr dehnbar: Gehört Waldhof Mannheim noch dazu, zu dessen Spielen kaum noch 10.000 Fans ins Stadion kommen? Und warum gehört der vermeintlichen Plastikklub Bayer Leverkusen nicht dazu, der eine viel längere Tradition vorweisen kann, als der 1. FC Köln? Vereine wie Eintracht Frankfurt oder der VfB Stuttgart nennen sich Traditionsverein, weil sie alt sind, weil kein Großinvestor hinter ihnen steht und sie viele Fans haben. Allerdings stellt sich auch die Frage, wie man diese Fans zählt: Nach Facebook-Freunden oder nach Dauerkartenbesitzern - es ist kompliziert.