Wargaming und UnternehmensstrategienKriegsspiele im Unternehmen

Der Weltfußballverband Fifa hat einen "War-Room", einen Kriegsraum. Hier trifft er seine Entscheidungen rund um den Fußball - egal, ob es dabei mit legalen oder illegalen Mitteln zugeht. Der Professor für strategische Kommunikationsforschung an der Universität der Künste, Jürgen Schulz, nennt solche Beispiele und will damit illustrieren, wie Institutionen und Unternehmen heutzutage auf die Metapher des Kriegs abfahren.

Zielgruppen-Eroberung, Penetration, Taktik, Strategie, Durchdringung: In den Hinterzimmern der Konzerne und Organisationen werden ständig neue Schlachtpläne entwickelt, um dauerhaft erfolgreich oder mächtig zu sein. Solche Entscheider sprechen von "informationsbasierten Feldzügen". Laut Jürgen Schulz handelt es sich um ganz harte Vokabeln, die dort eingesetzt und gewissenlos verwendet werden.

"Wenn Sie jetzt bei Rewe oder so drin sitzen und solche Entscheidungen treffen wie kleine Kinder im Sandkasten, dann verschieben Sie die Truppen irgendwo hin."
Jürgen Schulz, Kommunikationsplaner

Auch das Wort "Positionierung", das in nahezu jedem Unternehmen heutzutage zu hören ist, geht aufs Militär zurück. Das Ziel ist immer, sich am Markt zu behaupten und Gewinne einzufahren. Dafür müsse die Öffentlichkeit so beeinflusst werden wie das jeweilige Unternehmen das wolle - analog zur psychologischen Kriegsführung. Und dazu gehöre auch, das ganze "Arsenal" (wieder ein Terminus aus der Kriegsrhetorik) von List und Tücke abzurufen - so Schulz.

Von Mittelalter zu Business-Wargames

Ein neues und äußerst unangenehmes Problem für die Global Player seien zunehmend die sozialen Medien. Sie stellen mit einer anderen Sicht auf die Dinge Vorgegebenes in Frage.

"Die Organisationen und Unternehmen hätten gern mehr Kontrolle, aber sie haben dadurch zunehmend Kontrollverlust."
Jürgen Schulz, Kommunikationsplaner

Jürgen Schulz spannt in seinem Vortrag vom 5.9.2015 den Bogen von den Schlachtfeldern des Mittelalters bis zu den Business-Wargames moderner Prägung. Er trat bei der 30. Berliner Sommeruni auf, die unter dem Oberthema stand: "Mensch, entwickle Dich! - Kultur, Kunst und Spiel". Veranstalter der Sommerunis sind die Berliner Akademie für weiterbildende Studien und die Universität der Künste.

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