Arbeit und PsycheUnzufrieden mit dem Job? Tipps rund ums Kündigen

Bleiben oder gehen? Und wenn gehen: Wann? – Sich dafür zu entscheiden, seinen Job aufzugeben, und es dann auch noch durchzuziehen, kann ganz schön schwer fallen. Psychiater und Psychotherapeut Bastian Willenborg mit Tipps für potentielle Quitter.

Bastian Willenborg hat selbst schon drei Mal in seinem Leben seinen Job gekündigt. Auch ihm ist das nicht leichtgefallen, denn er hat ein Sicherheitsbedürfnis, verrät er. Und das ist etwas ganz Typisches bei Menschen, die überlegen, die Arbeitsstelle aufzugeben.

Auch bei vielen Patient*innen, die der Psychiater und Psychotherapeut dazu berät, spielen die Punkte finanzielle Sicherheit und Verlustangst eine Rolle. Das Geld ist die eine Sache, manchmal geht es auch um soziale Verluste: Der Job kann Mist sein, aber das Team trotzdem toll. Auf vielen Ebenen ist eine Kündigung also keine einfache Entscheidung.

Unzufriedenheit im Job kann krank machen

Und trotzdem: Im Zweifel lohnt ein Wechsel aus gesundheitlichen Gründen. Denn Untersuchungen zeigen, erzählt Bastian, dass dauerhafte Unzufriedenheit im Job das Risiko für Stress-assoziierte Erkrankungen wie klassischerweise Burn-out, aber auch Depression, Angst oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.

"Es ist schon wichtig, dass man grundsätzlich zufrieden zur Arbeit geht."
Bastian Willenborg, Psychiater und Psychotherapeut

Eine Grundzufriedenheit mit der Arbeit sollte daher da sein, sagt Bastian Willenborg. Man muss nicht immer total glücklich sein, schränkt er dabei ein, "aber wenn du jeden Morgen denkst: 'Oh Kacke, da will ich nicht wieder hin, das ist das Ätzendste, was ich da die ganze Zeit mache!', dann ist das sicherlich nicht gut“.

Ein deutlicher Warnhinweis sei, wenn ihr psychosomatische Beschwerden wie etwa Schlafprobleme auf den Berufsalltag zurückführen könnt. Aber auch, wenn Vorgesetzte oder Kolleg*innen Grenzen missachten oder mobben, solltet ihr eine Kündigung in Betracht ziehen, rät er.

(K)ein richtiger Zeitpunkt für eine Kündigung

Den richtigen Zeitpunkt dafür zu finden, ist schwer – den gibt es nicht wirklich, gibt er zu. Aus dem klinischen Kontext aber weiß der Psychiater und Psychotherapeut, dass die meisten Menschen aus Loyalität oder Verlustängsten heraus tendenziell eher zu spät kündigen.

Was wir aber keinesfalls tun sollten, so sein Rat: Innerhalb einer psychischen Erkrankung, etwa einer Depressionsphase, oder auch in einer Ausnahmesituation wie beispielsweise nach einer Trennung zu kündigen. Denn das kann Denken und Emotionen beeinflussen und so zu Kurzschlussreaktionen führen.

ACT hilft bei Job-Entscheidungen

Als Therapeut arbeitet Bastian gerne mit der sogenannten Akzeptanz- und Commitment-Therapie. ACT-Strategien können auch bei Job-Entscheidungen gut helfen, sagt er. Menschen, die über einen Wechsel nachgrübeln, versucht er, bei der "Werteklärung", so das Fachwort, zu helfen – mit Fragen wie:

  • Passt mein Job zu mir?
  • Passt mein Job zu meinen Grundwerten?
  • Fühle ich mich wohl mit meinem Job?
  • Welche Ressourcen und Unterstützung habe ich im Umfeld?
  • Wie wichtig ist finanzielle Sicherheit für mich?
  • Wie realistisch sind meine Sorgen bezüglich einer Kündigung?
"Ich habe auch schon Beamte dabei begleitet, ihren Beamtenstatus aufzugeben. Das ist keine leichte Entscheidung. Aber in den Fällen, die ich so im Kopf habe, war es immer eine gute Entscheidung."
Bastian Willenborg, Psychiater und Psychotherapeut

Sinnvoll sei auch, sich zu überlegen: Was könnten die Schritte bei einer Kündigung und in der Zeit danach sein? Und für sich zu klären: Was erwarte ich von meinem Leben?

Außerdem: Nicht alle Wechsel im Job sind unumkehrbar, erinnert er. Denkbar ist manchmal auch, in den Job zurückzukehren, wenn die Alternative nicht klappt – vorausgesetzt, der Arbeitgeber macht das mit. Aber das lässt sich vorab ja ausloten.

"Ich selbst habe immer einen Plan B gehabt. Aber ich habe auch schon Menschen begleitet, die keinen Plan B hatten, (…) die damit auch wirklich sehr zufrieden waren."
Bastian Willenborg, Psychiater und Psychotherapeut

Und sein wichtigster Tipp? Wir verbringen wirklich viel Zeit bei der Arbeit, sagt Sebastian Willenborg, und wenn wir merken, dass die Arbeit uns das Leben nachhaltig madig macht, dann sollten wir wechseln.