Von 100 auf 0Wie wir es schaffen, wirklich zu entspannen

Stress auf allen Ebenen – Dominik arbeitet als Intensivpfleger und hat seine eigenen Entspannungsstrategien. Belastungswechsel ist ein Trick von Anika Schulz. Die Psychologin kennt noch mehr.

Nach einer Umfrage der TK-Krankenkasse geben 47 Prozent der Befragten an, dass Beruf, Studium oder Schule der Hauptauslöser für Stress sind.

Immer mehr Menschen leiden an den psychischen Folgen von Dauerstress. Unser Herz-Kreislauf-System ist permanent aktiviert. Unser Hormonsystem stellt sich auch auf Alarm ein. Diese dauerhafte Aktivierung, die wir mit uns herumtragen führt dazu, dass langfristig die Entwicklung von Krankheiten begünstigt wird.

Nach der stressigen Arbeit abschalten

Stress durch den Beruf kennt auch Intensivpfleger Dominik. Die emotional fordernden Momente auf der Intensivstation belasten seine Seele. Das viele Laufen und Stehen ist anstrengend für seinen Körper. Hinzu kommt die dauerhaft starke Konzentration, damit er keine Fehler macht. Auch das beansprucht die Psyche. Dominik liebt seinen Beruf dennoch sehr. Er wünscht sich bloß, dass in der Ausbildung mehr Wert darauf gelegt wird, wie Menschen in der Pflege mit diesen Stressfaktoren umgehen können.

"Man muss jemanden haben, mit dem man reden kann, wo man auch mal, wenn man belastet ist, Emotionen rauslassen kann."
Intensivpfleger Dominik über das Verarbeiten von Erlebnissen bei der Arbeit

Mit den Freund*innen, dem Team oder der Familie zu sprechen, hilft Dominik sehr, schwere Situationen zu verarbeiten. Natürlich alles unter Datenschutzrichtlinien. Außerdem läuft Dominik gerne noch ein wenig nach Feierabend. Auf den fünf Kilometern den Rhein entlang kann er beim gechillten Dauerlauf abschalten. Wenn es keine Bewegung ist, darf es dann auch mal eine Spielrunde auf der Playstation sein.

Tipps zum Entspannen im Feierabend

Die Psychologin Anika Schulz weiß, welche Probleme heute bei vielen Menschen durch Überlastungen und fehlenden Ausgleich entstehen. Sie hat unterschiedliche Tipps zum Entspannen parat.

Tipp 1: Zeit zum Sprechen limitieren

Wer das klassische Ablenken nicht schafft und immer weiter über stressige Momente nachdenkt, dem empfiehlt Anika Schulz, sich gezielt für eine bestimmte Zeit damit auseinanderzusetzen. Bei einem Gespräch beispielsweise mit Mitbewohner*innen stellt ihr einfach einen Wecker auf den Tisch, der nach 20 Minuten klingelt. In den zwanzig Minuten habt ihr dann Zeit, mal ordentlich Dampf abzulassen. Danach sollte es besser klappen, sich mit einer anderen Sache zu beschäftigen und zu entspannen, erklärt Anika Schulz.

Tipp 2: Gegenteilige Beschäftigung

Wer den ganzen Tag am Laptop sitzt oder in der Uni abhängt, dem empfiehlt Anika Schulz genau das Gegenteil zu machen, um sich zu entspannen. Konkret würde es in diesem Fall bedeuten, sich in der Natur zu bewegen. Wer wenig Kontakt zu Menschen hat, der kann sich nach Feierabend zum Socialisen mit Kumpels treffen. Personen, die den ganzen Tag kellnern, die werfen sich nach Feierabend vielleicht einfach mal auf die Couch.

Tipp 3: Gezielte Muskelentspannung

Es gibt außerdem ganz spezielle Methoden aus der Erholungsforschung, die sich bei Stress bewährt haben, sagt Anika Schulz. Eine davon ist gezielte Muskelentspannung. Sie ist besonders bei Anspannung im Körper hilfreich. Bei der sogenannten progressiven Muskelentspannung werden die Anwender*innen zum Beispiel per App einmal durch den ganzen Körper geleitet. Dabei müssen sich verschiedene Körperregionen vorgestellt werden und diese werden dann gezielt angespannt und wieder entspannt.