FeuerwehrFrank aus Bonn hilft, die Waldbrände in Spanien zu löschen
Spanien brennt – 23 Waldbrände wüten, eine Fläche doppelt so groß wie der Bodensee ist betroffen. Aus NRW ist Feuerwehrmann Frank im Einsatz. Wie die Hilfe aus Deutschland abläuft und nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa daraus lernen kann.
Es sind verheerende Waldbrände, die in Spanien toben. Die heftigsten seit 20 Jahren. Mehr als 4000 Quadratkilometer sind durch das Feuer zerstört worden. Eine Fläche größer als Mallorca oder das Saarland. Vorausgegangen sind extreme Temperaturen über Wochen. Bis zu 45 Grad heißt war es mancherorts.
Die Feuerwehrleute in Spanien kämpfen seit Wochen, in Galicien im Nordwesten Spaniens sind sie im Dauereinsatz. Inzwischen sind sie völlig erschöpft. Deshalb ist jetzt das NRW-Waldbrandmodul im Einsatz, um die Feuerwehr vor Ort zu unterstützen. Mit dabei ist Frank Frenser aus Bonn. Hauptberuflich arbeitet er für die Berufsfeuerwehr. Seit dem 19. August ist der mit einem Team von Feuerwehrleuten mittendrin.
"Extrem ergreifend" empfand er die Reaktion in der Bevölkerung, die ihnen ihre Dankbarkeit zum Ausdruck brachten: "Menschen, die mit dem Auto hupen, wenn sie an uns vorbeigefahren sind. Wir haben Polizisten gesehen, die bei jedem Fahrzeug salutiert haben", erzählt Frank Frenser.
"Wir sind in einem kleinen Dorf mit vielleicht 300 Einwohnern, wo wir unser Basecamp aufgeschlagen haben. Die Leute kommen immer wieder vorbei und bringen Geschenke rüber."
Am 17. August nachts um 2 Uhr traf das Hilfegesuch der spanischen Regierung beim NRW-Brandmodul ein. Die Einsatzleitung hat direkt damit begonnen, Einsatzkräfte anzufragen. Bis 6 Uhr morgens war das Team zusammengestellt, sagt Frank Frenser. Danach hat das Team die Fahrzeuge ausgerüstet, was rund sieben Stunden gedauert habe.
"Die Hälfte unserer Einheit besteht aus freiwilligen Feuerwehrleuten. Die mussten am Sonntagmorgen mit ihren Arbeitgebern abklären, dass sie für 14 Tage vielleicht nicht auf der Arbeit erscheinen."
Nachdem sich alle Feuerwehrleute von Familie und Freunden verabschiedet hatten, hat sich der Konvoi auf den Weg nach Spanien gemacht, was drei Tage gedauert habe.
Hitze von oben und unten erschweren die Löscharbeiten
Vor Ort ist alles immer noch extrem trocken, sagt der Feuerwehrmann. Ihre Aufgabe bestehe darin, in gebirgigem Gelände Glutnester zu löschen. Die Temperaturen seien zwar auf 30 Grad gefallen, aber der Boden sei extrem aufgeheizt.
"Es ist extrem anstrengend", sagt Frank Frenser, weil sie in ihrer Feuerschutzkleidung in der prallen Sonne arbeiten müssen. Unterm Helm, in der dicken Jacken und langen Hosen staue sich dann die Hitze auf. Mit ihren Werkzeugen wie Hacken wühlen sie den Boden auf, um dann die Glutnester abzulöschen.
Die Lage im Norden Spaniens hat sich beruhigt, berichtet Lisa Muckelberg, ARD-Korrespondentin in Madrid, auch weil es zwischenzeitlich etwas geregnet hatte. "Da sind die Feuer wirklich zurückgegangen", sagt sie. In der Landesmitte und im Westen, in der Nähe der Grenze zu Portugal, toben immer noch heftige Feuer, die teilweise noch nicht unter Kontrolle sind.
Ursachen für die extremen Waldbrände
Warum es dieses Jahr besonders heftig in Spanien brennt, dafür nennt Lisa Muckelberg mehrere Gründe:
- Anfang des Jahres sehr feuchtes, regnerisches Wetter, ideale Bedingungen für ein starkes Pflanzenwachstum
- Dann folgte extrem Trockenheit und eine Hitzewelle, sehr viele Pflanzen sind vertrocknet und abgestorben
- Brände haben zum großen Teil in entvölkerten Gegenden sattgefunden
In 90 Prozent der Brandgebiete hat Landflucht stattgefunden, berichtet die ARD-Korrespondentin. Teilweise ist jeder Zweite aus seiner Heimat in die Stadt gezogen. In diesen ländlichen Regionen fehlt es jetzt an Landwirt*innen, die die Felder pflegen und bestellen, fasst sie zusammen.
"Da ist die Landschaft weitestgehend sich selbst überlassen, und deswegen brennt das da so gut."
Außerdem wurden seit Anfang Juni über 30 Menschen verhaftet, denen Brandstiftung vorgeworfen wird. Dazu zählt nicht nur vorsätzliche Brandstiftung, sondern auch aus Nachlässigkeit. Beispielsweise hat ein Mann einen Waldbrand verursacht, weil er im Wald mit Maschinen Bäume gefällt hat. Dabei gab es einen Funkensprung "und der hat einen der schlimmsten Brände ausgelöst", sagt die ARD-Korrespondentin.
Die Intensität der Waldbrände auf der Iberische Halbinsel haben in den Datenaufzeichnungen ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht, berichtet der Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst (Copernicus Atmosphere Monitoring Service – CAMS).
CAMS überwacht das ganze Jahr über die Emissionen von Waldbränden weltweit. Bis zum 14. August, als viele der großen Waldbrände in Spanien und Portugal außer Kontrolle gerieten, zeigten die Daten relativ durchschnittliche Emissionen für diese Jahreszeit. Innerhalb von nur einer Woche sind die Emissionen für Spanien dramatisch angestiegen und haben den höchsten jährlichen Gesamtwert seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2003 erreicht.
Spaniens Ministerpräsident will langfristige Klimanotstandspolitik machen
Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez reagiert auf die sich verschärfende Klimakrise und kündigt für September Maßnahmen an. Die Klimanotstandspolitik müsse über Legislaturperioden hinaus geplant werden, in die alle Institutionen und Regierenden eingebunden werden.
"Der Klimanotstand beschleunigt sich und verschärft sich, insbesondere auf der Iberischen Halbinsel, jedes Jahr spürbar stärker."
Von dem "Staatspakt" ist bislang bekannt, dass mehr Geld in die Prävention und die Bekämpfung der Folgen der Klimakrise fließen sollen, sagt Lisa Muckelberg. Sie findet es bemerkenswert, dass der Ministerpräsident die Klimakrise so deutlich als Ursache für die aktuellen Waldbrände und die Hitzewelle nennt - genauso wie für das Extremwetterereignis im Oktober 2024, bei dem in Valencia bei Überschwemmungen mehr als 200 Menschen starben.
Mit dem angekündigten "Staatspakt" will der Ministerpräsident Probleme lösen, die bei der Bewältigung von Katastrophen immer wieder auftreten, etwa der Streit um die Zuständigkeit zwischen Regionen und Zentralregierung, erklärt die ARD-Korrespondentin.
NRW-Waldbrandmodul bewährt sich
Was inzwischen schon gut funktioniert, ist das NRW-Waldbrandmodul, das mithilfe des europäischen Katastrophenschutzmechanismus (Union Civil Protection Mechanism – UCPM) entstanden ist. Auslöser waren 2018 schwere Waldbrände in Schweden.
Das Land hatte über das UCPM Hilfe zur Bekämpfung der Waldbrände bei den Teilnehmerstaaten angefordert. Damals hatte Deutschland noch keine beim UCPM gelistete Waldbrandeinheit, erhielt aber dennoch ein Hilfegesuchen. Auf Initiative der Feuerwehr Bonn wurde dann 2019 das erste Brandmodul aufgebaut. Hinzu kamen Feuerwehren aus Königswinter und Leverkusen, später noch Ratingen und Düsseldorf.
Waldbrandmodul bedeutet:
- Modulführung (sechs Einsatzkräfte)
- Logistik (neun Einsatzkräfte)
- Brandbekämpfung (2-Schicht-System für 24-Stunden-Betrieb)
Insgesamt besteht das Waldbrandmodul aus 63 Einsatzkräften und 20 Fahrzeugen. Die Einsatzkräfte, die die Modulführung bilden, sind speziell für den UCPM ausgebildet worden. Einige davon kommen wie Frank Frenser aus Bonn.
Lernen für zukünftige Katastrophen
In Spanien sind knapp 70 Einsatzkräfte und 20 Fahrzeuge als NRW-Brandmodul bei der Waldbrandbekämpfung, sagt Frank Frenser. Die Unterstützung bei den Waldbränden mit dem Waldbrandmodul habe für ihn auch einen Pilotcharakter. Denn auch in Deutschland kommt es aufgrund des Klimawandels immer häufiger zu Extremwettereignissen wie die Flutkatastrophe im Ahrtal 2021.
Aber auch die Waldbrandgefahr nehme aufgrund von Trockenperioden und Hitzewellen zu. "Wir Feuerwehren müssen uns halt auch mit dem Thema Vegetationsbrände und deren Bekämpfung auseinandersetzen, weil es eher mehr wird, dass wir auch so was machen müssen", sagt Frank Frenser. Deshalb versuchen sie bei ihren Einsätzen viel von den Feuerwehrleuten in Spanien zu lernen, weil diese "gefühlt den ganzen Sommer lang nichts anderes machen, außer Waldbrände zu bekämpfen".
Auch wenn Frank Frenser am Ende nicht glaubt, dass sie das Feuer löschen können, weil die Intensität einfach zu groß sei, ist er trotzdem positiv gestimmt. Denn wenigstens könnten sie die spanischen Kräfte vor Ort entlasten, damit diese sich auf ihre Hauptarbeit konzentrieren könnten, sagt der Feuerwehrmann.