Waldbrände, RekordhitzeKlimawandel: Wird Südeuropa bald unbewohnbar?

In Südeuropa brennt es seit Tagen. Thaleia bekämpft das Feuer als Freiwillige beim Roten Kreuz in Griechenland. Sie sagt: Die Brände werden immer schlimmer. Wird wegen des Klimawandels bald niemand mehr in Griechenland oder der Türkei leben können?

Griechenland, Portugal, Türkei, Bulgarien, Italien: In fast ganz Südeuropa wüten aktuell oder bis vor kurzem Waldbrände. Was lässt sich dagegen tun? Und werden manche Regionen in Europa künftig bald unbewohnbar?

In Griechenland hat sich die Situation seit dem Wochenende etwas entspannt. Thaleia Fonazaki hilft dort als freiwillige Helferin des Griechischen Roten Kreuzes, die Brände zu bekämpfen. Das ist belastend. "Die Temperaturen dort sind sehr hoch, und auch der Rauch ist sehr dicht", erzählt sie. "Das Atmen und das Sehen fällt schwer."

Thaleias Einsätze sind anstrengend – und gefährlich

Und es ist auch gefährlich. Durch den Wind kann das Feuer sehr leicht und sehr schnell die Richtung ändern und direkt auf einen zukommen. Warum Thaleia trotzdem hilft? "Weil wir an Menschlichkeit glauben." Darüber zu sprechen, macht sie emotional, sie schluchzt. "Wir wollen einfach so gut wie möglich unterstützen, weil wir ausgebildet sind. Wir haben die Ausrüstung und wir sind vorbereitet."

Thalia sagt auch: Die Hitzewellen und Rekordtemperaturen in Griechenland nehmen zu. Und damit auch die Waldbrandgefahr. Daten vom Europäischen Waldbrandinformationssystem (Effis) stützen das: Bis Ende Juli waren schon mehr als 320.000 Hektar Land zerstört. Das sind fast 450.000 Fußballfelder.

Wetterbedingte Waldbrandgefahr steigt kontinuierlich

Das liegt deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. In der Türkei wurde sogar ein neuer Hitzerekord aufgestellt: In Silopi wurden 50,5 Grad gemessen.

Jessica Hetzer, Forscherin am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum, bestätigt diese Entwicklung. Eine Studie von ihr und Kolleg*innen zeigt, dass die wetterbedingte Waldbrandgefahr seit 1980 kontinuierlich steigt. Besonders betroffen: Südeuropa, aber auch zunehmend Regionen in Zentraleuropa – etwa in bergigen Gebieten Deutschlands.

Der Klimawandel ist nicht der einzige Faktor

Das kann zum Problem werden: "Feuerwehren erleben Bedingungen, die sie noch nie gesehen haben", erklärt Hetzer. Das mache Einsätze unberechenbar – und lebensgefährlich. "Plötzlich dreht der Wind oder das Zündmaterial ist so trocken wie noch nie zuvor."

Jessica Hetzer betont: "Der Klimawandel ist nicht der einzige Faktor." Besonders in Südeuropa spielt auch die veränderte Landnutzung eine große Rolle. Viele Menschen ziehen von Dörfern in Städte, ehemalige Felder liegen brach, Büsche und Bäume wuchern – und bieten reichlich Zündstoff.

"Bei einem sehr starken weiteren CO₂-Ausstoß und starken Klimaveränderungen kann es sein, dass unsere Maßnahmen irgendwann ausgeschöpft sind."
Jessica Hetzer, Forscherin am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum

Was lässt sich dagegen tun? Jessica Hetzer schlägt zwei Strategien vor:

  • eine bessere Koordination – etwa durch internationale Zusammenarbeit und Frühwarnsysteme
  • bessere Maßnahmen vor der Waldbrandsaison: "Man kann gezielt Vegetation managen, sogenannte Prescribed Burns durchführen, also kleine, kontrollierte Feuer legen." So reduziert man das gefährliche Brennmaterial, bevor es zum Waldbrand wird. Der Tourismus müsse zudem eingeschränkt, die Bevölkerung aufgeklärt und gefährdete Regionen geschützt werden.

Doch sie warnt: "Bei einem sehr starken weiteren CO₂-Ausstoß und starken Klimaveränderungen kann es sein, dass unsere Maßnahmen irgendwann ausgeschöpft sind."

Unbewohnbar – oder anpassbar?

Wird Südeuropa also unbewohnbar? "Ich denke nicht, dass man dort nicht mehr leben kann – aber es wird große Einschnitte in der Lebensqualität geben", sagt Jessica Hetzer. Anpassung sei bis zu einem gewissen Grad möglich, aber begrenzt.

Thaleia erlebt das schon heute: Die Menschen in ihrer Nachbarschaft räumen rund um ihre Häuser auf und entfernen trockene Blätter. Aber das Zuhause verlassen? "Nein, die Leute haben ihr Leben lang für ihr Haus gespart. Sie wollen bleiben und ihre Häuser retten."

Hitzewellen und Waldbrände sind keine Einzelereignisse mehr. Millionen Menschen müssen sich darauf einstellen – und damit Staaten und die ganze Gesellschaft. Für Thaleia steht unterdessen fest: Sie wird weiterhin helfen.