Kritik am NudgingWarum Transparenz wichtiger ist als kleine Impulse

Mit kleinen Tricks Menschen dazu bringen, Gutes zu tun? Im Alltag mag Nudging durchaus funktionieren, sagt der Politikwissenschaftler Robert Lepenies. Beim Lösen großer politischer und gesellschaftlicher Probleme habe es jedoch seine Grenzen.

Ob Schilder, Linien oder andere Warnhinweise: Auch wenn Supermärkte unser Verhalten mithilfe von Markierungen und Hinweisschildern lenken, dann ist das eine Art Nudging, erklärt Robert Lepenies. Er ist Politikwissenschaftler am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig und forscht zu Nudging. Die Methodik gibt es in vielen Bereichen. Sie soll uns motivieren, uns mehr zu bewegen, für das Alter zu sparen oder die Umwelt zu schützen. Der größte Anteil der Nudges ist harmlos, sagt Robert Lepenies im Gespräch.

Transparente Regeln statt wissenschaftliche Tricks

Nur wo werden Nudges zum Problem? "Dort, wo versprochen wird, große Probleme mit so kleinen Ansätzen zu lösen", glaubt der Experte. Wie viele Zentimeter breit die Abstandslinien im Supermarkt letztlich sind, ist aus seiner Sicht weniger relevant als die transparenten Vorgaben der Politik.

"Wobei es eigentlich darauf ankommt, dass die Regierung klar kommuniziert und klare Regeln setzt, die auch demokratisch diskutiert werden."
Robert Lepenies, Politikwissenschaftler am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig

Robert Lepenies erklärt uns, dass die deutsche Regierung nur von einem kleinen Team zum Thema Nudging beraten wird. Vor allem das RKI beschäftigt sich mit der Erhebung von Daten zu unserem Verhalten während der Pandemie. Das Ganze wird transparent gemacht, Robert Lepenies hält den Vorgang für wichtig.

"Da wird das Risikobewusstsein der Leute nachgefragt: Was denken die Leute eigentlich über Masken und Abstandsregelungen?"
Robert Lepenies, Politikwissenschaftler am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig

"Nudges wirken unterschiedlich, je nachdem von wem man genudged wird."

In anderen Ländern sieht das Ganze übrigens anders aus. Im Vereinigten Königreich gibt es eine Nudge-Unit, die um einiges größer ist als die in Deutschland. Sie hat einen direkten Einfluss auf die Politik. "Die war in den letzten Monat stark unter Kritik. Weil es eben keine Epidemiologen sind, sondern Sozialpsychologen, die sich da an ein Thema herangewagt haben, das eigentlich nicht ihr Thema ist", meint Robert Lepenies.

Beim Nudging ist also Vorsicht geboten. Es kommt darauf an, wer es ausführt und wie transparent. Auf Self-Nudges, bei denen die Alarmzeiten des Weckers und die Öffnungszeiten des eigenen Kühlschranks berechnet werden, verzichtet der Politikwissenschaftler übrigens im Privaten.

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