Stille Orte und gute IdeenKreativ auf dem Klo?

Sind wir an ruhigen Plätzen kreativer als anderenorts? Um die Dusche und das stille Örtchen ranken sich einige Legenden - von Martin Luther bis Woody Allen.

Im Kern von Martin Luthers Theologie steht die Überzeugung, dass der Mensch nur durch den Glauben göttliche Gnade erfahre. Und wo ist das dem Reformator eingefallen? In seinen Tischreden steht: „Diese Kunst hat mir der Heilige Geist auf dieser Cloaca auf dem Turm gegeben.“ Damit meint der Theologe sein Klo.

Skeptiker zweifeln an der Theorie, dass Martin Luther diese grundlegende theologische Erkenntnis in Form einer Eingebung und an nur einem Ort erreichte. Im Jahr des Reformationsjubiläums stößt die schöne Geschichte dennoch auf lebhaftes Interesse.

"Ich glaube, Kreativität findet an ganz vielen verschiedenen Orten statt und meist da, wo man es nicht erwartet.“
Joachim Funke, Psychologe

Nicht nur in der Vergangenheit sind bestimmte Einfälle auch an besonders prägnante Orte geknüpft. Einige konkrete praktische Erfindungen wurden angeblich an ruhigen Orten gemacht. So soll der Laptop unter der Dusche erfunden worden sein.


Kreativitätsbrause für Woody Allen

Mehr noch: Ein berühmter Filmemacher beschreibt sich als Kreativduscher. Der Regisseur Woody Allen schwört auf die inspirierende  Kraft von warmem Wasser und relativer Untätigkeit. Das folgende Zitat stammt aus einem Interview mit dem Magazin Esquire im Jahr 2013.

“In the shower, with the hot water coming down, you've left the real world behind, and very frequently things open up for you.”
Woody Allen, Regisseur

Ohne Ruhe, keine guten Ideen. Das ist eine naheliegende Vorstellung. Im Englischen hat sich dafür bereitsder Ausdruck Showerthoughts etabliert. Er entstammt der populären Rubrik bei der Online-Plattform Reddit.

In der Offline-Welt bleibt der Wunsch nach einer Dauerdusche am Arbeitsplatz in der Regel unerfüllt. Ist Erfindergeist dort unerwünscht?

"Hätten wir Gewissheit, dass Großraumbüros schädlich für Kreativität wären, wer würde sie heute noch einrichten?"
Joachim Funke, Psychologe