OscarverleihungZu wenig #MeToo, zu viel Glamour

Die diesjährige Oscarverleihung ist der #MeToo-Debatte leider nicht gerecht geworden. Unser Filmexperte Tom Westerholt fand die wichtigste Preisverleihung der Filmbranche politisch wenig relevant und nur mäßig unterhaltsam.

Bei den Golden Globes hatten die Stars noch ein Zeichen gesetzt: Fast alle waren in schwarzen Roben erschienen. Vor allem die Frauen wollten damit zeigen, dass sie die #MeToo-Debatte unterstützen. Bei der 90. Verleihung der Oscars hat allerdings wieder der Glamour im Vordergrund gestanden, und nicht die politische Debatte. Von metallisch-glänzenden Abendkleidern in Gold und Silber, über puderfarbene Kreationen in Beige- und Rosétönen bis hin zum satten Gelb, Rot und Königsblau war auf dem Roten Teppich alles zu sehen. Nur nach schwarzen Kleidern musste man etwas länger suchen.

"Die Andeutungen zur #MeToo-Debatte waren in Laudatios und Dankesreden eher harmlos und größtenteils erschreckend uninspiriert."
Tom Westerholt, Filmjournalist

Was an Glitzer und Glamour geboten wurde, konnte aber nicht wettmachen, was an Witz und Haltung fehlte. Vor allem der Einstiegsmonolog, der an bissigen Gags, Gesangs- und Tanzeinlagen oft kaum zu überbieten ist, entpuppte sich als Lobhudelei auf den extrem erfolgreichen Blockbuster "Black Panther". Die Begrüßungsrede von Moderator Jimmy Kimmel wirkte uninspiriert und bot vor allem flache Gags, findet der Filmjournalist Tom Westerholt

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Highlights und Tiefpunkte des Abends

Zu den Tiefpunkten des Abends zählte für Filmjournalist Tom Westerholt ein #MeToo-Trailer, in dem Filmemacherinnen nochmal die ganze Debatte zusammengefasst haben, ohne einen Schritt nach vorne zu wagen. 

Eine der wenigen, der es gelungen ist, dem #MeToo-Thema bei der Oscarverleihung etwas Leben einzuhauchen, war Frances McDormand, sagt Tom Westerholt.

Sie bekam den Preis als beste Darstellerin für den Film "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri". In ihrer Dankesrede forderte sie alle nominierten Frauen im Publikum auf aufzustehen. "Sie hat das Thema ganz einfach visualisiert, alle nominierten Frauen des Abends sollten aufstehen. Und die vielen Frauen zu sehen, die da für einen Moment so völlig miteinander waren, das war für mich der Oscarmoment der gesamten Nacht", sagt Tom Westerholt

Die Oscar-Gewinner 2018 auf einen Blick: 

  • Bester Film: The Shape of Water
  • Beste Regie: Guillermo del Toro (The Shape of Water)
  • Beste Hauptdarstellerin: Frances McDormand (Three Billboards outside Ebbing, Missouri)
  • Bester Hauptdarsteller: Gary Oldman (Darkest Hour)
  • Beste Nebendarstellerin: Allison Janney (I, Tonya)
  • Bester Nebendarsteller: Sam Rockwell (Three Billboards outside Ebbing, Missouri)
  • Beste Filmmusik: Alexandre Desplat (The Shape of Water)
  • Bester Filmsong: Kristen Anderson-Lopez, Robert Lopez (Remember me, Coco - Lebendiger als das Leben)
  • Bestes Make-up und Frisuren: KazuhiroTsuji, Lucy Sibbik, David Malinowski (Darkest Hour)
  • Bestes Kostümdesign: Mark Bridges (Phantom Thread)
  • Bestes adaptiertes Drehbuch: James Ivory (Call Me by Your Name)
  • Bestes Originaldrehbuch: Jordan Peele (Get out)
  • Bester Dokumentarfilm, Bryan Fogel, Dan Cogan (Icarus)
  • Bester Dokumentar-Kurzfilm: Frank Stiefel (Heaven Is a Traffic Jam on the 405)
  • Bester Tonschnitt: Richard King, Alex Gibson (Dunkirk)
  • Bestes Szenenbild: Paul Denham Austerberry, Shane Vieau, Jeff Melvin (The Shape of Water)
  • Beste Kamera: Roger Deakins (Blade Runner 2049)
  • Bester fremdsprachiger Film: Sebastián Lelio (Una mujer fantástica)
  • Bester animierter Kurzfilm: Glen Keane, Kobe Bryant (Dear Basketball)
  • Bester Animationsfilm: Darla K. Anderson, Lee Unkrich (Coco - Lebendiger als das Leben!)
  • Beste visuelle Effekte: John Nelson, Gerd Nefzer, Paul Lambert, Richard R. Hoover (Blade Runner 2049)
  • Bester Schnitt: Lee Smith (Dunkirk)
  • Bester Kurzfilm: Chris Overton und Rachel Shenton (The Silent Child)
"Dann muss ich aber auch den Arsch in der Hose haben und die Oscars wieder zur Party machen, auf der starke Frauen einfach präsent sind und sich stark zeigen können."
Tom Westerholt, Filmjournalist

Die Auszeichnung von "Moonlight" als bestem Film setzte im vergangen Jahr ein Zeichen für mehr Vielfalt. In diesem Sinne hätte die Verleihung des Oscars an Frauen, die in den männlich dominierten Kategorien "Beste Regie" und "Beste Kamera" nominiert waren, auch ein deutliches Zeichen gesetzt. Greta Gerwig und Rachel Morrison gingen in diesem Jahr jedoch beide leer aus. 

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