Anschlag auf SynagogeAttentat in Halle: Video und Manifest geben Hinweise auf Hintergründe

Der Mann, der in Halle zwei Menschen erschoss, hat aus antisemitischer und rechtsextremistischer Motivation gehandelt, davon geht die Bundesanwaltschaft aus.

Der Tatverdächtige, der gestern (09.10.) in Halle einen Anschlag auf eine Synagoge geplant und durchgeführt und dabei zwei Menschen erschossen haben soll, ist gestern noch festgenommen worden. Er ist 27 Jahre alt, Deutscher und soll in der Nähe von Halle an der Saale gewohnt haben. Die Ermittler stufen seine Tat als eindeutig antisemitisch ein. Die Bundesanwaltschaft hat ziemlich schnell die Ermittlungen übernommen und geht von einem rechtsextremistischen Hintergrund aus.

Hinweise auf Planung

Neben einem Video, das der 27-Jährige mit einer Helmkamera aufgenommen hat, gibt es auch ein Dokument, das im Netz aufgetaucht ist – eine Art Manifest, das eine Erklärung des Angreifers sein könnte. In dem PDF-Dokument sollen Bilder von Waffen zu sehen sein genauso wie ein Verweis auf das Live-Video. Laut tagesschau.de äußert er sich darin antisemitisch, ausländerfeindlich und antifeministisch.

Das Dokument ist wohl am 1. Oktober angelegt worden. Darin soll es Hinweise darauf geben, wieviel Planung und Vorbereitung der Täter in den Angriff gesteckt hat. Ob das Dokument wirklich von dem Täter stammt, ist noch nicht bestätigt. Das Magazin "Der Spiegel" beruft sich auf Sicherheitskreise und berichtet, dass Experten das Dokument nach ersten Prüfungen als authentisch bewerteten.

Kritik an Polizei

Zwei Menschen sind erschossen worden, eine Frau in der Nähe einer Synagoge und ein Mann später in einem Dönerimbiss. Zu ihrer Identität haben die Behörden noch keine Details bekannt gegeben. Offenbar funktionierten die selbstgebauten Waffen des Angreifers teilweise nicht, was vermutlich einigen Menschen das Leben gerettet hat.

Ungewöhnlich ist, dass der Täter minutenlang vor der Synagoge mit Sprengstoff und Waffen agieren konnte, ohne dass er gestört wurde. Vorwürfe an die Polizei erhebt unter anderem der Präsident des Zentralrats der Juden Josef Schuster. Er sagt, es sei skandalös, dass die Synagoge am höchsten jüdischen Feiertag nicht geschützt wurde. Die Brutalität übersteige alles Dagewesene der letzten Jahre und sei ein tiefer Schock für alle Juden in Deutschland.

(Stand 10.10.2019 - Artikel und Gespräch: 07:30 Uhr | Stets aktualisierte Informationen findet ihr hier. )