Nach tödlichen Schüssen auf zwei Menschen in Halle an der Saale hat die Polizei am Mittwochnachmittag einen Verdächtigen festgenommen. Der Festgenommene hat höchstwahrscheinlich einen rechtsextremen Hintergrund und handelte als Einzeltäter, teilte die Polizei später mit.

Kurz nach 12 Uhr wurden am Mittwoch in Halle an der Saale zwei Menschen auf offener Straße erschossen. Die Schüsse fielen im Paulusviertel nördlich der Innenstadt. Eine Frau wurde nahe einer Synagoge erschossen, ein Mann vor einem Döner-Imbiss niedergeschossen.

Rechtsextremer Hintergrund des Festgenommenen wahrscheinlich

Auf Fotos im Internet ist der mutmaßliche Täter zu sehen: ein Mann im Kampfanzug mit Gewehr und Helmkamera. Seine Tat hat er mit dieser Kamera offenbar aufgenommen und ins Netz gestellt - der ARD liegt das mittlerweile gesperrte Video vor. Laut tagesschau.de äußert er sich darin antisemitisch, ausländerfeindlich und antifeministisch. Die Ermittlungsbehörden erinnert dieses Vorgehen an das des Täters im neuseeländischen Christchurch.

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Der Attentäter versuchte offenbar zunächst, in die Synagoge einzudringen, in der gerade etwa 70 bis 80 Gläubige den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur begingen. Er scheiterte Medienberichten zufolge an der Holztür und erschoss dann eine Passantin, die offenbar zufällig vorbei kam. Im Anschluss schoss er Berichten zufolge auf die fliehenden Gäste des Imbisses, wobei er einen Mann tödlich traf.

Nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios handelt es sich bei dem mutmaßlichen Täter um den 27-jährigen Deutschen Stephan B. aus Eisleben. Am Nachmittag übernahm die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen.

Zwischenzeitlich hieß es laut Polizeiangaben, dass mehrere bewaffnete Personen mit einem Fahrzeug flohen. Inzwischen geht die Polizei aber davon aus, dass der Festgenommene als Einzeltäter gehandelt hat. Die Anwohner wurden aufgefordert, in ihren Wohnungen zu bleiben. Der Bahnhof von Halle wurde gesperrt. Am frühen Abend wurde die Gefährdungslage aufgehoben, die Züge fahren wieder.

Schüsse auch in Landsberg

Schüsse sollen kurz nach der Tat in Halle Polizeiangaben zufolge auch im etwa 15 Kilometer entfernten Ort Landsberg gefallen sein. Auch dort wurde die Bevölkerung gebeten, in ihren Häusern zu bleiben. Inzwischen wurde auch dort die Gefährdungslage aufgehoben.

Attacke am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur

Für die rechtsextreme Motivation des mutmaßlichen Täters spricht Medienberichten zufolge, dass er die Synagoge und den jüdischen Friedhof direkt angegriffen habe. Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Halle bestätigt das: Er habe über die Kameras beobachtet, wie ein schwerbewaffneter Mann auf die Türen der Synagoge und des jüdischen Friedhofs gefeuert habe, die aber standgehalten hätten. Außerdem habe der mutmaßliche Täter selbst gebastelte Sprengsätze an der Synagoge abgelegt.

Hinzu kommt: Am 10. Tag des Monats Tischri wird Jom Kippur gefeiert, der auf den heutigen 9. Oktober fällt. Das ist der höchste jüdische Feiertag - der Tag der Versöhnung. Die meisten gläubigen Juden verbringen den Feiertag in der Synagoge mit einer gemeinsamen Feier. Die schockierten Gläubigen in der Hallenser Synagoge hatten Berichten zufolge die schwere Tür zusätzlich von innen verrammelt.

Reaktionen auf die Attacke

Die Bundesregierung zeigte sich bestürzt. Regierungssprecher Seibert sprach von "schrecklichen Nachrichten". Dass es zwei Tote gebe, sei "entsetzlich". Bundesaußenminister Heiko Mass schreibt auf Twitter, dass dieser Angriff am Versöhnungsfest uns ins Herz treffe. International haben sich UN-Generalsekretär Antonio Guterres und der österreichische Bundespräsident Alexander van der Bellen bestürzt über die Attacke geäußert. Van der Bellen sage, dass alles dafür getan werden müsse, dass Jüdinnen und Juden in Sicherheit leben können.

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(Stand 09.11.2019 - aktualisierter Artikel: 20 Uhr / Gespräch: 18 Uhr)

Shownotes
Attentat in Halle an der Saale
Zwei Menschen auf offener Straße erschossen - Festgenommener vermutlich rechtsextrem
vom 09. Oktober 2019
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartner: 
Jakob Vogel, Nachrichtenredaktion Deutschlandfunk Nova