SchutzstrategienEin Frosch macht sich unsichtbar im Schlaf

Tiefer Schlaf ist wichtig für uns. Vor vielen hundert Jahren wären wir für Angreifende deswegen allerdings auch leichte Beute gewesen. Anders als wir haben viele Tiere Schutzmechanismen entwickelt. Manche von ihnen werden im Schlaf unsichtbar.

Der Mensch war nicht immer nur Jäger und Sammler – sondern auch Beute. Wer so tief schläft, ist das ideale Opfer. In der Tierwelt gibt es deswegen verschiedene Konzepte, wie sich Lebewesen an Land und im Wasser vor Feinden schützen.

Schlafforscherin Christine Blume berichtet zum Beispiel vom Glasfrosch, er ist in den tropischen Regenwäldern Mittel- und Südamerikas heimisch. Der Glasfrosch hat für das Problem eines möglichen Angriffs während des Schlafs offenbar die ideale Lösung gefunden: Forschende konnten beobachten, dass er während des Schlafs fast komplett durchsichtig wird – so ist er für seine Feinde kaum auffindbar.

Das Gewebe des Froschs lässt bis zu 90 Prozent des Sonnenlichts durch. Allerdings ist das Blut der Grasfrösche rot – das scheint natürlich durch. Beim Schlafen wendet das Tier aber einen Trick an, damit ihn Feinde nicht finden.

"Wenn der Frosch schläft, versteckt er das Blut einfach größtenteils in seiner Leber. Dann ist er wirklich so durchsichtig, dass es schwer wird, ihn zu entdecken."
Christine Blume, Schlafforscherin

Menschliches Gehirn schaltet im Schlaf nicht komplett ab

Andere Methoden, um sich während des Schlafs vor Feinden zu schützen, haben zum Beispiel Delfine, Wale, Robben und einige Vogelarten. Sie halten halbseitigen Schlaf – dabei schläft nur eine der beiden Gehirnhälften, während die andere wach bleibt. Wichtig ist das unter anderem, um nach wie vor die Kontrolle über die Motorik zu behalten.

Delfine können im halbseitigen Schlaf noch schwimmen und auftauchen, um Luft zu holen – Vögel stürzen nicht vom Himmel während sie fliegen, erklärt Schlafforscherin Christine Blume das Konzept des halbseitigen Schlafs bei manchen Tieren.

Bei komplexeren Aktivitäten wie dem Jagen, müssen vermutlich beide Hälften des Gehirns wach sein. Solche Möglichkeiten hat der Mensch nicht, um sich während des Schlafs vor Angriffen schützen zu können. Daher war es vor langer Zeit noch so, dass jemand Wache halten musste – während andere schliefen. "Mittlerweile ist bekannt, dass auch das menschliche Gehirn im Schlaf nicht total abschaltet und sich von der Umwelt entkoppelt", erläutert Christine Blume.

Schlaf ist wichtig für Lebewesen

Der Mensch hat Mechanismen, mit denen er unbewusst die Umgebung beobachten kann – und bei Gefahr hoffentlich aufwacht, sagt Christine Blume: "Wenn man den Säbelzahntiger erst bemerkt, wenn er da ist, ist es vermutlich schon zu spät. Daher suchen sich Menschen zum Schlafen Verstecke oder geschützte Räume."

Faszinierend findet Christine Blume, dass die Evolution nie auf die Idee kam, den Schlaf loszuwerden und stattdessen nach alternativen Lösungen zu suchte. Und das zeigt doch, sagt die Schlafforscherin, "wie wichtig der Schlaf für verschiedenste Lebewesen ist."