NachtbereitschaftWie sich Bereitschaftsdienst auf den Schlaf auswirkt

Feuerwehrleute, Ärztinnen und Ärzte, Polizistinnen und Polizisten – viele kennen Bereitschaftsdienste aus ihrem Berufsalltag. Feuerwehrmann Jörg schläft auf der Wache ganz anders als zu Hause – und diesen Effekt zeigen auch Studien der Schlafwissenschaft.

Wenn der Piepser Alarm schlägt und sich das Licht in seinem Ruheraum einschaltet, muss Berufsfeuerwehrmann Jörg sofort aufstehen. In weniger als einer Minute rückt er mit seinen Kolleg*innen aus. Schnell einschlafen, das klappt zu Hause besser als in Bereitschaft, sagt er.

"Auf der Feuerwache geht mir meistens die Arbeit vom Tag stärker durch den Kopf, aber tatsächlich auch einfach dieser Gedanke: Passiert noch was oder passiert nichts mehr?"
Jörg, Berufsfeuerwehrmann

Jörgs hat 24-Stunden-Dienste. Dabei startet er den Tag um 07:30 Uhr und erledigt Büroarbeit, wenn gerade kein Einsatz ansteht. Am Abend ab 22 Uhr ist Nachtruhe und er zieht sich in seinen Ruheraum auf der Feuerwache zurück.

Mangelhafte Erholung

Die Arbeit direkt nebenan – so geht es vielen Bereitschaftskräften. Untersucht man im Schlaflabor den Schlaf in Bereitschaft, zeigt sich eindeutig: Er ist weniger erholsam, egal, ob ein weckender Anruf kommt oder nicht.

"Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Menschen in Bereitschaft oft länger brauchen, um einzuschlafen. Auch die Anteile der verschiedenen Schlafstadien Leichtschlaf, Tiefschlaf und, REM-Schlaf verändern sich."
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin, Universität Basel

Wer in Bereitschaft ist, schläft leichter und wacht auch häufiger auf. Und das unabhängig davon, ob nachts wirklich der Alarm geht.

"Allein die Tatsache, dass man einsatzbereit sein muss, führt dazu, dass der Schlaf häufiger und länger unterbrochen wird."
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin, Universität Basel

Feuerwehrmann Jörg fährt im Schnitt zweimal pro Nacht zu einem Einsatz, wenn er im Bereitschaftsdienst ist.

Schlaflosigkeit statt Erholung

Sind es Routineeinsätze, kann er danach wieder einschlafen, erzählt er. Aber manche Einsätze lassen ihn wach zurück.

"Bei Reanimationen ist das häufig, wenn dann Angehörige vor Ort sind und die einfach traumatisiert sind von dem Ereignis. Dann ist das schon was, was mich nach so einem Einsatz länger wach hält in der Nacht."
Jörg, Berufsfeuerwehrmann

Ob Einsatzkräfte in Bereitschaft lernen können, ruhiger zu schlafen – und welche Strategien wir uns von ihnen abschauen können, das klären Deutschlandfunk-Nova-Moderatorin Ilka Knigge und Schlafforscherin Christine Blume in dieser Folge Über Schlafen.