Ciao, Polypropylen!Pilze fressen Plastik auf

Zwei Schimmelpilze können eine bestimmte Kunststoffart zerlegen, die als schwer zerlegbar galt. Die Grundlagen haben Forschende gerade entschlüsselt.

Polypropylen kann von zwei Schimmelpilzarten zersetzt werden. Forschenden der Universität Sydney ist es gelungen, diesen Zersetzungsprozess zu beobachten. Rund 140 Tagen brauchten Aspergillus terreus und Engyodontium album, um mit dem Plastik fertig zu werden.

"Das ist laut den Forschenden Rekordzeit für dieses Material. Und das ist einer der Kunststoffe, die bisher weltweit eine der geringsten Recyclingquoten haben", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Raphael Krämer.

"Laut Studie sind bisher noch keine Mikroben gefunden worden, die diesen Kunststoff überhaupt zersetzen können. Polypropylen ist ein absoluter Alltagskunstoff."
Raphael Krämer, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Die Forschenden haben die Pilze im Labor auf verschiedene Formen von Plastik angesetzt:

  • Kunststoff-Granulat
  • Plastikfolie
  • aluminiumbeschichtete Plastikfolie (Verbundstoff)

Das Plastik ist allerdings zuvor bereits künstlich verwittert worden – es wurde beispielsweise mit UV-Licht bestrahlt oder längere Zeit Wärme ausgesetzt. "Ohne das funktioniert es wohl nicht. Die Schimmelpilze brauchen wohl erst einmal eine bessere Angriffsfläche", sagt Raphael.

Ein Kunststoffrest bleibt

Die Pilze nutzen dann Enzyme, um die Kunststoffmoleküle zu zerlegen. Am Ende verdauen sie sie sozusagen. Dabei wird das Volumen des Kunststoffs deutlich reduziert. Der Kunststoff verschwindet aber nicht vollständig.

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Die Untersuchung zeigt die Vielseitigkeit von Pilzen im Allgemeinen. Sie haben es häufig eher auf holzige Materialien abgesehen, können aber ihre Fähigkeiten auch umfunktionieren und Kunststoffe verstoffwechseln, erklärt unser Reporter. Bis zur Anwendung dieser Forschungsergebnisse außerhalb des Labors wird – wenn sie überhaupt möglich ist – allerdings noch viel Zeit vergehen, schränkt Raphael ein.

"Das Ganze ist auf dem Stand Grundlagenforschung und das Team aus Australien sagt selbst: Wir brauchen noch einige Jahre, um da weiterzukommen."
Raphael Krämer, Deutschlandfunk-Nova-Reporter