Menschliches NähebedürfnisDating in Zeiten von Corona

Menschliche Nähe ist ein Grundbedürfnis. Je länger die Pandemie dauert, desto mehr wird das für Singles zum Dilemma. Dating-Apps können zumindest helfen, dass Menschen im Austausch und Gespräch mit anderen bleiben.

In unserer Eine Stunde Liebe haben wir die Singles unter euch gefragt, wie es euch geht, und wie ihr diesen Spagat zwischen Distanz und Nähe hinbekommt. Es gab viele Antworten und eine Gemeinsamkeit: Dating in Coronazeiten ist natürlich nicht einfach.

Laut Statistischem Bundesamt leben in Deutschland 18,6 Millionen Menschen alleinstehend. Auch wenn wahrscheinlich nicht alle aktuell auf Partnersuche sind, die meisten von ihnen werden in irgendeiner Form menschliche Nähe brauchen, vermutet unser Reporter Stephan Beuting.

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Lisa Fischbach ist Psychologin und Coach mit Spezialgebiet Partnerschaft und Partnersuche. Der Valentinstag habe den Menschen – wie jedes Jahr – die Sehnsucht nach Partnerschaft noch einmal deutlicher vor Augen geführt, sagt sie.

Es gibt ein Bewusstsein für nachhaltigeres Dating

Für die Dating-Plattform Elitepartner hat die Psychologin untersucht, wie Singles auf diese neuen Herausforderungen reagieren. Was sie beobachtet: Es gibt weniger Kontakte, dafür längere Chats. Es gebe ein Bewusstsein für nachhaltigeres Dating. Ähnliches beobachtet auch die Psychologin Katharina Ohana. Sie hat das für die Singelbörse zweisam.de untersucht. Ihr Fazit: Vor dem ersten Treffen gibt es mehr und ausführlichere Chats.

Broschüre: "Corona-Sex-Hacks"

Christoph Klaes arbeitet für die Aidshilfe Köln. Anstatt zu moralisieren und einfach mal 100 Prozent Enthaltsamkeit zu fordern, haben er und seine Kolleginnen und Kollegen überlegt, wie sie das Problem ganz pragmatisch angehen können. Herausgekommen ist eine Broschüre mit dem Titel: "Corona-Sex-Hacks".

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Die große Mehrheit der Leute fand es sehr gut, dass wir uns mit dem Thema beschäftigt haben, weil auch sie dieses Thema beschäftigt, sagt Christoph Klaes. Andere Menschen daten sei nicht safe, aber man kann es safer machen: Von hinten umarmen statt küssen, mehr Doggystyle statt Missionar – so in der Art.

Klaes stellt insgesamt fest, dass sich viele Singles sehr wohl um einen Weg bemühen, der nicht nur die persönlichen Bedürfnisse befriedigt, sondern auch dem Infektionsschutz dient.

Apps helfen, in Kontakt zu bleiben

Im März vergangenen Jahres sei es sehr ruhig geworden auf den Apps. Es habe sogar eine Art Bashing von Außenstehenden gegeben, wenn Leute sich tatsächlich miteinander verabreden wollten, so Klaes. Damals habe noch keiner gewusst, wie lange die Pandemie andauert. Viele Leute seien nach wie vor sehr zurückhaltend.

Wichtig findet Klaes, dass die Menschen auf diesen Apps weiterhin vernetzt miteinander bleiben, sich austauschen, miteinander reden. Das sei eine Art Platzhalter für vieles, was sonst im realen Leben stattfinden würde.

"Was ich wichtig finde, ist, dass Leute auf den Apps weiterhin miteinander vernetzt bleiben, sich austauschen. Es ist so ein Platzhalter für ganz vieles, was sonst woanders stattfindet."
Christoph Klaes, Aids-Hilfe Köln