Cuffing SeasonWie finde ich Nähe im Winter?
Celine würde den Winter lieber eingekuschelt mit einer anderen Person verbringen als alleine. Sie hat passend zur Cuffing Season jemanden kennengelernt. Nähe ist wichtig für uns – dafür braucht es aber nicht direkt eine romantische Beziehung.
Draußen ist es länger dunkel als hell, es ist häufig kalt und grau – die Wintermonate können fies sein. Celine nimmt zu dieser Jahreszeit auch etwas stärker ein Gefühl von Einsamkeit bei sich wahr.
Sie hätte es im Winter lieber gemütlich: Gemeinsam über den Weihnachtsmarkt schlendern, wo überall Lichter leuchten. Zusammen einen Glühwein trinken. Oder auch mal Schlittschuhlaufen.
"Ich bin kein Mensch, der grundsätzlich sagt: nur für den Winter. Es ist aber ein schönes Gefühl zu wissen, dass ich jemanden für den Winter hätte. Wie es dann im Frühling ist, müsste man schauen."
So würde Celine die kalte Jahreszeit gerne verbringen – und das gemeinsam mit einer anderen Person. Wie und ob es dann nach dem Winter weitergeht, ist erstmal nicht so wichtig.
Es ist Cuffing Season – damit ist die Phase während der grauen Wintermonate gemeint, für die Singles noch schnell andere daten. Um im besten Fall Nähe und Geborgenheit zu finden. Auch Celine lernt aktuell jemanden kennen.
Bedeutung von körperlicher Nähe
Für Menschen ist körperliche Nähe wichtig, sagt Neurowissenschaftlerin Rebecca Böhme. Sie erforscht in Schweden am Zentrum für soziale und affektive Neurowissenschaften, was Nähe und Berührungen mit uns machen. Nähe hat mehrere Vorteile für unsere mentale und körperliche Gesundheit: Wir fühlen uns verbunden und weniger einsam, sind weniger gestresst – und auch die Immunantwort des Körpers kann durch Nähe verstärkt werden, erklärt sie.
"Körperliche Nähe ist für uns als Menschen wichtig und hat auch viele Vorteile für uns."
Wenn wir uns körperlich nah sind, wärmen wir einander. In der Evolutionsbiologie wird vermutet, dass sich unser Bedürfnis nach Nähe daraus entwickelt hat, erklärt Rebecca Böhme. "Was dann erklären würde, weshalb wir im Winter besonders gerne kuscheln möchten: Der Körper braucht viel Energie, um uns warm zu halten. Wenn wir uns dann in der Gruppe oder auch zu zweit gegenseitig wärmen, sparen wir Energie", so die Neurowissenschaftlerin.
Für diesen Wärme-Effekt hilft es, eine emotionale Verbindung zu unserem Gegenüber zu haben. Das kann eine romantische Beziehung sein oder auch eine Freundschaft. Ähnlich nährend können ein warmes Bad beziehungsweise eine warme Dusche und ein Gang in die Sauna sein.
Cuffing Season: Was will ich?
Bevor wir uns in die Cuffing Season aufmachen, lohnt es sich klarzumachen, welches Bedürfnis dahinter steckt. "Ist es tatsächlich ein: Ich will vertraute menschliche Nähe? Oder ist es: Ich habe auch Lust, jemanden kennenzulernen für etwas Romantisches, weil ich die Feelings auch haben will", sagt Soziologin, Autorin und Beziehungsberaterin Andrea Newerla.
"Ich würde sagen, Cuffing Season ist das neue Wort für Affären."
Der Wunsch nach Nähe könne über Freund*innen gestillt werden. Wer aber eine romantische Verbindung für speziell die kalten Monate finden möchte, der sollte damit beim Daten auch transparent sein, findet die Beziehungsberaterin. Wenn wir offen unsere Wünsche und Bedürfnisse kommunizieren, kann die andere Person entscheiden, ob sie sich das auch vorstellen kann.
Eine offene Haltung könne sich allgemein lohnen. Denn es ist auch möglich, dass aus der Situationship für den Winter eine Beziehung wird, die anhält – im romantischen oder freundschaftlichen Sinne.
In der Podcast-Folge geht Soziologin, Autorin und Beziehungsberaterin Andrea Newerla auch darauf ein, wie wir körperliche Nähe mit Freund*innen austauschen können und das mit unserer Beziehungsperson kommunizieren. Sie schätzt außerdem noch Erhebungen ein, in der die Cuffing Season mit höheren Geburtenraten in den Sommermonaten in Verbindung gebracht wird oder einem angeblich höheren Testosteronspiegel von Männern im Winter. Klickt dafür oben auf den Play-Button.