KaufzurückhaltungWir kaufen gerade weniger ein

Die Inflation zeigt sich in unserem Kaufverhalten. Ein Verhaltensökonom erklärt, wie genau sich Inflation und Unsicherheit auf uns auswirken.

Die Kosten für Wohnen, Energie, Transport und Lebensmittel steigen. In einer Zeit von Inflation, Krieg und anderen Krisen, in der unklar ist, wie sie sich die Preise in Zukunft weiter entwickeln, stellt sich die Frage, wie wir mit höheren Preise in Zukunft umgehen können. Wie sinnvoll ist es etwa schon heute bestimmte Anschaffungen zu machen wie das Fahrrad, das seit Längerem auf der Wunschliste steht oder Lebensmittel, die besonders lange haltbar und gerade noch günstiger sind?

Konsum während der Inflation

Isoliert betrachtet, macht diese Annahme Sinn, sagt Verhaltensökonom Florian Zimmermann. Allerdings werden viele gerade wahrscheinlich nicht genug Geld haben, um große Anschaffungen machen zu können. Konsum werde deshalb eher hinten angestellt.

Das legen auch die Zahlen nahe. Viele sind momentan zurückhaltender und kaufen weniger ein. Das ist besonders bei Lebensmitteln aktuell der Fall. Im Einzelhandel mit Lebensmitteln ist der Umsatz im August 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat um rund 3 Prozent gesunken, meldet das Statistische Bundesamt. Zuletzt war der Umsatz bei Lebensmitteleinzelhändlern im Januar 2017 so niedrig.

Klar: Wegen der Inflation haben viele Menschen gerade weniger Geld. Die Preise steigen, die Löhne und Gehälter allerdings nicht, beziehungsweise nicht im gleichen Maße. Eine Schlussfolgerung, die dann auf der Hand liegt, ist: Wir haben weniger Geld, also geben wir auch weniger aus. Darin sieht der Verhaltensökonom einen möglichen Grund für die aktuelle Kaufzurückhaltung.

Inflation und Unsicherheit

Zusätzlich zu dem Geld, das vielen gerade fehlt, komme noch eine starke Unsicherheit. "Wir als Konsumenten müssen uns nicht nur überlegen, wie die Preise weiter steigen werden, sondern wir müssen uns auch überlegen, ob unser Lohn, unser Gehalt weiter steigen wird oder nicht." Und das sei ein Punkt, den wir kaum beeinflussen beziehungsweise vorhersehen könnten. Also kaufen wir weniger ein.

"Diese Unsicherheit führt dazu, dass ich in der Tendenz weniger konsumiere. Zum Teil führt diese Unsicherheit sogar zu regelrechter Angst um die Zukunft. Dann ist es natürlich intuitiv, dass man erst mal weniger konsumiert."
Florian Zimmermann, Verhaltensökonom

Grundsätzlich seien viele unserer Kaufentscheidungen rational und naheliegend. Lebensmittel zum Beispiel brauchen wir, also kaufen wir die auch ein. Auf der anderen Seite gibt es viele andere Kaufentscheidungen, bei denen wir uns von unserer Psyche leiten lassen, so der Verhaltensökonom. Dann kaufen wir beispielsweise ein Produkt, weil wir durch Werbung denken, wir bräuchten es. Oder wir erhoffen uns, über ein Produkt einen bestimmen Status zu erlangen wie etwa bei Kleidung.