Neurowissenschaftler Henning Beck"Unter Menschen zu gehen ist die Champions-League des Denkens"

Unser Gehirn ist nach Monaten der Corona-Isolation noch dabei, wieder richtig fit zu werden. Neurowissenschaftler Henning Beck sagt, was gegen unsere Vergesslichkeit und den Nebel im Kopf hilft.

Andere Menschen zu treffen macht uns im Kopf regelrecht müde, in Gesprächen vergessen wir, was wir eigentlich gerade erzählen wollten und bei der Arbeit fangen wir Aufgaben an, können uns aber nicht darauf konzentrieren, sie zu Ende zu bringen. Die vielen Monate der Corona-Isolation haben auch in unserem Gehirn Spuren hinterlassen.

Unser Gehirn befindet sich gerade in einem Nebel

Damit unser Gehirn nicht schrumpft, muss es wie ein Muskel auch regelmäßig trainiert werden. Hat es weniger Anforderungen, dann falle es uns schwerer, kognitiv aktiv zu sein, uns zu konzentrieren, längerfristig zu denken und uns an Dinge zu erinnern. Neurowissenschaftler Henning Beck nennt das Phänomen "Brainfog" und meint damit den geistigen Nebel in unserem Gehirn, den viele von uns gerade so gut kennen.

Zum jetzigen Zeitpunkt prasseln viele Infos auf uns rein, doch dem Hirn fehle gerade eine Art Anker-Station dafür, sagt er. Deshalb, so der Neurowissenschaftler, laufen alle Informationen durcheinander, wodurch das Gefühl eines Nebels im Kopf entsteht. Hinzu komme, dass es für unser Gehirn nur wenig gibt, das so anstrengend ist wie ein Gespräch mit anderen Menschen. "Unter Menschen zu gehen ist die Champions-League des Denkens", sagt er. Doch wir können dafür sorgen, dass sich der Nebel wieder lichtet. Dafür sollten wir uns auf das konzentrieren, was wir auch aktiv selber steuern können, so Henning Beck.

Vier Tipps, mit denen wir unser Gehirn jetzt wieder fit bekommen:

  • Den Alltag strukturieren: "Je unorganisierter das Leben um uns herum wird, desto wichtiger ist es, dass man sich selbst den Tag strukturiert", erklärt Henning Beck. Er empfiehlt deshalb beispielsweise zu festen Zeiten zu essen.
  • Ausreichend bewegen: Ganz wichtig sei es auch, dass wir uns ausreichend bewegen und auch mal die Räume wechseln, so der Neurowissenschaftler.
  • Mediennutzung einschränken: Wir sollten Smartphone und andere Geräte nur zu bestimmten Zeiten und nicht in allen Räumen nutzen, so der Rat von Henning Beck. Es helfe dem Gehirn beispielsweise schon, wenn wir das Handy nicht mit ins Schlafzimmer nehmen.
"Der Appetit kommt beim Essen. Das ist beim Denken nicht anders."
Neurowissenschaftler Henning Beck über Freizeitbeschäftigungen
  • Hobbys suchen und pflegen: "Nur wer denkt, denkt irgendwann leichter", sagt der Neurowissenschaftler. Damit meint er, dass es unserem Kopf hilft ein Hobby – egal welcher Art – zu haben. Das sollten wir auch aktiv pflegen und uns auch richtig reinvertiefen. Denn so, erklärt Henning Beck, hätten wir nicht das Gefühl, dass die Situation uns kontrolliere, sondern wir würden uns und unserem Gehirn suggerieren, dass wir uns im Kleinen die Kontrolle wieder zurückholen.

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