KnochenfundeAusgestorbener Frühmensch gibt Rätsel auf

Knochenfunde eines Frühmenschen in Israel legen die Vermutung nahe, dass verschiedene Arten der Gattung Homo mehr Austausch untereinander hatten als bisher angenommen wurde.

Israelische Forschende haben Knochen eines Urmenschen gefunden, die nicht ganz in die bisher bestehende Systematik passen. Die Überreste wurden in einer Grabungsstätte in Ramla gefunden, zwischen Tel Aviv und Jerusalem. Die Knochen sind zwischen 120.000 und 140.000 Jahre alt. Sie sehen allerdings nicht so aus wie die Forschenden das erwartet hätten. Denn sie passen weder zum modernen Homo sapiens, noch zum Neandertaler.

Nesher Ramla Mensch

Die Forschenden haben die Knochenreste nach dem Fundort Nesher Ramla genannt, allerdings nicht als eigene Gattung definiert. Die Funde ähneln anderen Funden in der Nähe, die bisher als Neandertaler gedeutet wurden.

Deshalb gehen einige Forschende jetzt davon aus, dass diese Nesher-Ramla-Menschen in der Region für hunderttausende Jahre die vorherrschende Menschenart waren, und dass sie sich auch mit Homo Sapiens zusammengetan haben könnten.

Flache Schädeldecke

Die Forschenden haben einen Kieferknochen und ein Stück einer Schädeldecke gefunden. Die flache Schädeldecke ist ein eindeutiger Hinweis darauf, dass es sich nicht um die Überreste eines Homo sapiens handelt. Ein Zahn aus dem Unterkiefer deutet auf die Gattung Neandertaler hin.

Allerdings passt der Unterkiefer noch am ehesten zu einem Homo Heidelbergensis. Der Homo Heidelbergensis ist ein Vorläufer des Neadertalers.

"Das sind ein paar Schädelfragmente und ein Unterkiefer. Es ist jetzt nicht so, dass man ein ganzes Skelett hat. Man hat keine komplette Rekonstruktion des kompletten Schädels, die man mit diesen Fragmenten machen könnte.
Johannes Krause, Paleogenetiker

Der Nesher Ramla Mensch ist ausgestorben - genauso wie der Neandertaler, der Denisova-Mensch aus Zentralasien oder auch weitere Menschenarten. Allerdings lebt ein Teil dieser anderen Arten in uns weiter - sie können in unseren Genen nachgewiesen werden.

Die Gene der Europäer enthalten beispielsweise bis zu zwei Prozent des Erbgutes, das den Neandertalern zugeordnet werden kann. Australische Indigene wiederum haben bis zu fünf Prozent der Gene, die als Erbmaterial der Denisova-Menschen identifiziert wurden.

Der heutige Mensch, der sich letztendlich gegen andere Arten durchgesetzt hat, stammt ursprünglich aus Ostafrika. Diese Menschenart hat sich im Verlauf der Evolution auch mit anderen Arten gepaart und fortgepflanzt.