Indie-Studio aufgekauftNetflix macht jetzt auch Games

Der Streaminggigant steigt ins Gaming Business ein: Nach monatelangen Spekulationen hat Netflix jetzt nicht nur die Spieleschmiede "Night School Studio" aufgekauft, sondern in Polen, Italien und Spanien auch bereits erste Spiele als Perks für Abo-Besitzende gelauncht.

Das Videospiel-Studio Night School ist eine „kleine, feine Indie-Firma“, berichtet Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin Martina Schulte. 2016 hat das Studio das Mystery-Teenie-Thriller-Game Oxenfree auf den Markt gebracht. Das Spiel über Freunde, die aus Versehen einen Zugang zur Geisterwelt öffnen, war ein riesiger Erfolg.

Neben einer sehr guten Story hat es einen "fetten Soundtrack", erinnert sich Martina Schulte. Kurzum: Oxenfree war bzw. ist ein Game, das man sich auf jeden Fall auch als Netflix-Film vorstellen könnte. Von daher passt es, dass Netflix nun ausgerechnet das Night School Studio geschluckt hat. Der Kaufpreis ist nicht bekannt.

Netflix plant Gaming Plattform

Bereits im Mai war bekannt geworden, dass Netflix eine eigene Gaming-Plattform im Stil von Apple Arcade an den Start bringen will. Wie genau die Gaming-Angebote von Netflix aussehen, ist aber noch unklar.

Das Kerngeschäft Videostreaming scheint dem Giganten auf jeden Fall nicht mehr auszureichen. Und der Videospiele-Markt ist ein sehr aussichtsreicher Bereich. Für Netflix macht die Expansion Sinn, analysiert unsere Netzreporterin, weil die Plattform bereits drei wichtige Voraussetzungen mitbringe:

  • Millionen Kunden weltweit, die nach immer neuer Unterhaltung lechzen
  • Inhalte: ein interessanter Ansatz könnte etwa sein, hauseigene Netflix-TV-Serien wie "The Witcher" oder "Castlevania" mit neuen Spielen zu verknüpfen
  • die passende Infrastruktur, um mit seiner Software und seinen gigantischen Serverparks große Datenmengen über den Globus zu verschieben und an die Kunden zu bringen

Expansion aus Kalkül

Doch die Konkurrenz im Filmstreaming-Geschäft wird immer größer. Mit Filmen und Serien allein kann das Unternehmen also nicht ewig weiterwachsen. Außerdem verliert der Streaming-Dienst auch immer wieder Kunden, die bereits alle für sie interessanten Filme und Serien geschaut haben.

"Games dauern deutlich länger als Serien. Die Kunden werden länger an Netflix gebunden."
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin

Eine Ausdehnung des Kerngeschäfts in Richtung Gaming macht auch deswegen Sinn, weil Games deutlich länger dauern als Serien, sagt Martina Schulte. Das Kalkül des Unternehmens könnte also sein: Netflix-Kundinnen und Kunden pausieren möglicherweise seltener ihr Abo, wenn mal gerade keine spannenden Filminhalte zu sehen sind. Weil sie durch die Games dabeibleiben.

Los geht's 2022

Der Start für die breite Masse ist für nächstes Jahr geplant. Die ersten Games testet Netflix laut Techcrunch aber schon jetzt in ein paar europäischen Märkten: In Polen, Italien und Spanien sind die Spiele "1984", "Stranger Things 3: The Game", "Card Blast", "Teeter Up" und "Shooting Hoops" für Netflix-Abonnentinnen und Abonnenten verfügbar, allerdings nur für Android-User. Die Spiele gibt es als Perk (Abkürzung für "perquisite", engl. Vergünstigung/Vorteil) kostenlos zum Netflix-Abo dazu und sie sollen völlig ohne Werbung und In-App-Käufe auskommen.

Gleichzeitig wurde – in den entsprechenden Ländern – in der Netflix App eine eigene Unterkategorie namens Games eingeführt. Wer sie anklickt, landet vorerst noch im nationalen Google Play Store, wo man sich die Games runterladen und sich zum Zocken dann mit seinem Netflix-Zugang einloggen kann. Das Ganze ist ein erster Versuchsballon für Netflix. Das Unternehmen will testen, wie viele Kundinnen und Kunden Interesse an Games haben und welche Angebote bei Ihnen gut ankommen. Wann es auch in Deutschland so weit ist, ist noch nicht bekannt.