Online-ArztbesuchDigitale Medizin macht langsam Fortschritte
Arztbesuche von zu Hause aus erledigen – das ist das Ziel vieler Medizin-Start-ups. Nun mischt auch das Unternehmen Samsung mit und bietet in den USA virtuelle Arztbesuche in seiner Gesundheits-App an. Warum das so besonders ist und was sich in Deutschland in Sachen Telemedizin tut.
Für unseren Tech-Reporter Andi Noll ist Samsungs Einstieg in die digitale Medizin eine große Nummer: "Weil Samsung einfach der größte Smartphone-Hersteller der Welt ist. Und der integriert nun die Telemedizin direkt in seine eigene Gesundheits-App, die ohnehin auf Millionen Geräten installiert ist."
Virtuelle Arzttermine, Rezepte und Gesundheitsdaten
In den USA können Nutzerinnen und Nutzer nun also virtuelle Arzttermine buchen, Rezepte erhalten und ihre Gesundheitsdaten – etwa aus ihrer Smartwatch – automatisch einfließen lassen. "Solche Angebote gibt es zwar auch in Deutschland, aber hier sind es vor allem Start-ups, die sich erst mühsam neue Kundinnen und Kunden suchen müssen", erklärt Andi Noll.
Frankreich setzt auf Container statt Arztpraxen
Aber auch in anderen Ländern schreitet die Digitalisierung im Gesundheitswesen voran. Ein Beispiel: Frankreich. "Dort ist der Ärztemangel in ländlichen Regionen dramatisch. Und deshalb entstehen dort aktuell sogenannte Boxes Médicales. Das sind begehbare Container, die eine komplette Arztpraxis ersetzen können", erklärt unser Tech-Reporter.
Ausgestattet sind diese Container mit Kamera, Stethoskop, Thermometer und EKG – alles digital miteinander vernetzt. Auch das Gespräch mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin läuft virtuell ab.
"Man kann sich dort per Video-Call mit einer Ärztin verbinden, dann selbst unter Anleitung seine Vitalwerte messen und am Ende das Rezept direkt aufs Smartphone bekommen."
Nach jedem Patienten und jeder Patientin wird der Container per UV-Strahlung desinfiziert. 100 Container sollen bis zum Jahreswechsel in Frankreich in Betrieb gehen.
Forschungen zu Telemedizin-Stationen in Deutschland
Auch in Deutschland wird in diese Richtung geforscht. An der RWTH Aachen haben Ingenieure zum Beispiel eine umgebaute Toilettenkabine in eine komplett autarke Telemedizin-Station verwandelt, ähnlich wie die in Frankreich, sagt Andi Noll: "Die läuft solarbetrieben, ist satellitengestützt und wurde schon bei einem großen Festival getestet. Gedacht ist sie aber eher für Krisen- und Katastrophengebiete."
Elektronische Patientenakte kaum genutzt
Eigentlich sollte Deutschland beim Thema digitale Medizin aufholen – mit Hilfe der elektronischen Patientenakte (ePA). Seit Oktober 2025 sind Arztpraxen, Krankenhäuser und Apotheken verpflichtet, mit ihr zu arbeiten. Doch die erste Bilanz ist ernüchternd, erklärt Andi Noll. "Der MDR hat bei den Krankenkassen die aktuellen Zahlen abgefragt: Deutschlands größte Krankenkasse, die Techniker Krankenkasse (TK), gibt an, dass bislang nur 6,5 Prozent der Versicherten auf ihre ePA zugegriffen haben. Bei anderen sind es noch weniger."
"Obwohl man 20 Jahre an dem Projekt gearbeitet hat, wird die ePa als extrem umständlich empfunden. Sie wird bisher nur selten genutzt."
Laut Verbraucherzentrale Bundesverband ist die Handhabung bislang zu kompliziert. Der Grund: Jede Krankenkasse hat eine eigene App. Häufig müssen sogar zwei verschiedenen Apps auf dem Handy installiert werden – eine für die Identifizierung und eine für die Akte.
Viele scheitern schon an der Anmeldung und den dafür notwendigen PINs, sagt Andi Noll. Deshalb gibt es bereits Forderungen, den Prozess zu vereinfachen.