OrganspendeMehr Transparenz und Gerechtigkeit

Spenderorgane können Leben retten, trotzdem ging es in Vergangenheit in Sachen Organspende häufig ungerecht zu. Das liegt auch daran, dass viele Kliniken die Organspenden selbst organisieren. Es fehlt eine zentrale Behörde, die den Überblick wahrt und für Transparenz sorgt.

Vor drei Jahren kam es an der Uniklinik in Göttingen zum sogenannten Organspendeskandal: Mediziner hatten Patientendaten so manipuliert, dass ihre eigenen Patienten bei der Vergabe von Organen bevorzugt werden. Dadurch sind andere schwerkranke Patienten auf der Warteliste nach hinten gerutscht und möglicherweise gestorben. Der damalige Leiter der Transplantationschirurgie in Göttingen wurde mittlerweile vom Vorwurf des versuchten Totschlags und der Körperverletzung mit Todesfolge freigesprochen. Dennoch hat dieser Skandal zu einer Vertrauenskrise in Sachen Organspende geführt. Denn die Organspende ist nicht nur medizinisch ein komplexes Thema, es geht auch darum, dass es dabei gerecht und transparent zugeht, sagt der Journalist Martin Winkelheide.

Ein Ärzteteam entscheidet

Eins hat sich seit dem Skandal schon geändert: Nicht mehr ein Mediziner allein sondern ein Team von Ärzten entscheidet, welcher Patient auf eine Warteliste kommt und zu Eurotransplant in die Niederlande gemeldet wird. "Damit kann man nicht mehr so gut manipulieren", meint Martin Winkelheide.

"Es gibt auch gesetzliche Verschärfungen - so dass tatsächlich auch Haftstrafen drohen."
Martin Winkelheide, Wissenschaftsjournalist

Die Warteliste für Organspenden führt der Verein Eurotransplant in den Niederlanden. Daran wird immer wieder Kritik laut: Die Liste sei nicht transparent genug, weil Patienten sich nicht beschweren können. Der Verein legt nach streng medizinischen Kriterien fest, wer wo und wann auf die Warteliste kommt. "Aber diese Entscheidungen sind nicht anfechtbar, auch juristisch nicht", so Martin Winkelheide, "und das ist natürlich ein Problem."

"Die Frage ist, ob Patienten Einspruch erheben könnten oder nicht."
Martin Winkelheide, Wissenschaftsjournalist

Eine Behörde, die die Organspende organisiert?

Ein weiteres Problem der Organspende: Im Moment laufen die Kontrollen der Kliniken, die Transplantationen durchführen, selbstorganisiert - im Kreis der Ärzteschaft. Eine bessere Lösung wäre laut Martin Winkelheide eine zentrale Kontrollbehörde für Organspenden, ähnlich wie das Robert-Koch-Institut, das für Infektionskrankheiten zuständig ist.

"Eine unabhängige Kontrollbehörde, die für Klarheit und Transparenz sorgt und über den Entscheidungen der Ärzte steht - so etwas gibt es leider immer noch nicht."
Martin Winkelheide, Wissenschaftsjournalist

Nach dem Organspendeskandal ging die Bereitschaft vieler Menschen zurück, überhaupt ihre Organe zu spenden. Das hat sich mittlerweile geändert, sagt Martin Winkelheide. In diesem Jahr sei die Spendenbereitschaft wieder gestiegen.