PsychologieDie drei Phasen einer Beziehung

Wann ist der perfekte Zeitpunkt, als Paar zusammenzuziehen? Eine richtige Antwort auf diese Frage gibt es wohl nicht, trotzdem macht sie vielen Stress. Die Paartherapeutin Miriam Dialo erklärt, warum das so ist und welche Beziehungsschritte es noch gibt.

Dass wir das Zusammenleben mit einem Partner oder einer Partnerin anders als unser bisheriges Leben gestalten wollen, ist etwas ganz Natürliches, sagt die Paartherapeutin und Coachin Miriam Dialo. "Das ist der Traum vieler, vielleicht aller, sich auch ein gemeinsames Leben aufzubauen."

In einer Beziehung gestalten wir unser Leben anders

Nach Miriam Dialo gibt es in einer "typischen" Beziehung drei Phasen in der Partnerschaft:

  • Die Verliebtheits-Phase: "Da haben wir noch die rosarote Brille auf, freuen uns ganz doll und verbringen ganz viel Zeit zusammen."
  • Die Kampfphase: "Eine Auseinandersetzungsphase, wo wir schauen: Passt die Partnerin oder der Partner wirklich zu mir? Passen bestimmte Werte, Formen und Wünsche auch zu uns?", beschreibt die Coachin. Dabei trennen sich viele, was für die Therapeutin aber nichts Schlechtes ist.
  • Wenn das überstanden ist, kommt die ausgeglichene Phase, "wo wir uns besser kennen und akzeptieren mit allen Seiten, die wir haben". Das schließt nicht aus, dass es dabei Konflikte geben kann – aber es gibt die Bereitschaft, sich mit verschiedenen Standpunkten auseinanderzusetzen und trotzdem gemeinsam zu leben.

Man kann sich in den Phasen aber auch hin- und herbewegen, betont Miriam Dialo. Das heißt, dass man aus der ausgeglichenen Phase durchaus wieder in die Kampfphase rutschen kann. Außerdem können die Personen in der Beziehung in unterschiedlichen Phasen sein.

Diese Beziehungsschritte können eine Beziehung zwar festigen, sagt die Paartherapeutin: "Das sorgt dafür, dass man gemeinsam an Themen gearbeitet hat und weitergekommen ist." Sie sind aber keine Garantie dafür, dass die Partnerschaft für immer hält, sagt sie. Die Entscheidung, den Weg nicht mehr gemeinsam zu gehen, sei aber auch per se kein schlimmer Entschluss.

Gesellschaftlichen Druck: perfekte Beziehung

Miriam Dialo betont, dass sich Partnerschaften nicht dem gesellschaftlichen Druck fügen sollten, alles nach einem perfekten Muster machen zu wollen – inklusive Zusammenziehen und Kinderwunsch.

Dieser Druck werde etwa durch Eltern-Vorbilder oder Social-Media-Inszenierungen verstärkt. "Das ist natürlich sehr schwierig, da auch standzuhalten und zu schauen: Wo sind wir überhaupt, und was brauche ich gerade, und wie gehen wir die Schritte zusammen?", so die Therapeutin.

"Das Ziel ist, in der Partnerschaft zu schauen: Wo geht es für uns hin? Und nicht nach außen zu gucken und das zu machen, was andere machen."
Paartherapeutin Miriam Dialo

Viel wichtiger sei es, offener miteinander die Bedürfnisse zu besprechen. "Wenn wir entscheiden: Wir ziehen erst nach fünf Jahren zusammen, dann ist es auch okay", sagt die Coachin. "Da müsste man sich nur fragen: Woran liegt das, dass wir noch nicht jetzt zusammenziehen? Woran liegt das, dass wir da noch Unsicherheiten haben, oder Ängste?"