Proteste im IranRegime blockiert Webseiten

Nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini, gehen Frauen und Männer im Iran auf die Straßen. Während die Proteste gegen das Regime lauter werden, kappt dies die Verbindungen ins Ausland.

Damit sich Protestierende nicht so leicht organisieren können und damit Bilder der Kundgebungen nicht weiterverbreitet werden können, kappt der Iran das Netz und schottet sich damit zunehmend vom Rest der Welt ab.

"Für uns im Ausland – aber vor allem auch für die Iranerinnen und Iraner – wird es immer schwieriger zu erfahren, wie sich der Protest entwickelt."
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Die ersten Sperrungen des Netzes in der Hauptstadt Teheran habe es bereits vor einer Woche gegeben, berichtet Andreas. Seit Montag wurde in der besonders von Protesten betroffenen kurdischen Provinz das komplette Internet für mehrere Stunden abgeschaltet. Offenbar sind Whatsapp und Instagram seit Mitte der Woche flächendeckend nicht mehr benutzbar

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Auch die Netze mehrerer Mobilfunkanbieter sind zeitweise abgestellt worden, sagt Andreas Noll. Er beruft sich auf Informationen des Londoner Unternehmens NetBlocks. Per Twitter veröffentlicht es aktuelle Sperrungen und Blockaden im Netz.

Sperre von Whatsapp, Instagram, Twitter und Facebook

Von Augenzeugen wird berichtet, dass Instagram zwar vollständig blockiert ist, aber dass sich per WhatsApp noch Textnachrichten versenden ließen. "Es ist also nicht ausgeschlossen, dass es noch einige Restfreiheiten gibt", sagt unser Netzreporter. Allerdings ist die Sperre offenbar so konzipiert, dass sie auch Iraner betrifft, die sich gar nicht im Land befinden.

"Diese Vorwürfe lassen sich aktuell nicht unabhängig verifizieren. wenn dem so wäre, dann könnte es ein Hinweis darauf sein, dass WhatsApp selbst für diese Einschränkungen verantwortlich wäre."
Deutschlandfunk-Nova-Reporter Andreas Noll

Das hieße, dass es eine Kooperation zwischen Whatsapp und den iranischen Behörden gibt. Grundsätzlich sind die verfügbaren Netzinhalte im Iran sehr eingeschränkt. Das liegt daran, dass es 2009 nach den Präsidentenwahlen Massenproteste gab, die das Regime erschütterten. Iraner*innen demonstrierten damals wochenlang gegen Wahlfälschung.

Die Koordination der Proteste lief größtenteils über Facebook, das anschließend geblockt wurde. Seit der Arabellion 2009 im Iran werden die Netzwerke Facebook und Twitter in dem an den Irak, die Türkei, Aserbaidschan, Armenien, Turkmenistan, Afghanistan und Pakistan angrenzendem Land geblockt.

Instagram war allerdings in der stark vernetzten iranischen Gesellschaft – mit einer Ausnahme – erreichbar und sehr beliebt. Schätzungen gehen davon aus, dass zwei Drittel der Iraner das Netzwerk nutzten. "Entsprechend kritisch dürfte dieser Schritt jetzt auch aufgenommen werden", meint Andreas.

Aus Sicht des Regimes bewähren sich die Sperren unterschiedlicher Netzwerke, weil sie die Organisation von Protesten und die Mobilisierung erschweren. Bislang handelte es sich eher um "lockere" Sperren, die sich zum Beispiel per Virtual Private Network (bekannt als VPN) umgehen ließen.

Dass der Iran zu den Ländern – neben China – mit den schärfsten Informationskontrollen gehört, lässt sich auch daran erkennen, dass sich die neuen Sperren nicht mehr so einfach umgehen lassen, meint unser Reporter.