QueerfeindlichkeitMarcel hat auf Volksfesten homophobe Anfeindungen erlebt

Nicht das anzuziehen, was man gerne tragen möchte und sich anders zu geben, als man sich fühlt: Das hat Marcel in seiner Jugend auf Volks- und Schützenfesten getan, um nicht angefeindet zu werden. Inzwischen geht er in seiner Heimatregion gar nicht mehr auf diese Art von Veranstaltungen, weil er sich dort nicht wohl und sicher fühlt.

Bloß nicht auffallen, möglichst heterosexuell rüberkommen, das waren die Prämissen, unter denen Marcel als Jugendlicher auf Volksfeste gegangen ist, erzählt er. Dabei zieht sich Marcel gerne farbenfroh an, rosa Klamotten mag er besonders, und er lackiert sich auch die Fingernägel gerne.

"Das habe ich schon in meiner Jugend erlebt. Volksfeste waren für mich kein Ort, wo ich mich wohl und sicher gefühlt habe und ich so sein konnte, wie ich bin."
Marcel hat auf Volks- und Schützenfesten homophobe Anfeindungen erlebt

In der Gegend, aus der er kommt, wäre er mit seinem Äußeren sehr aufgefallen, sagt er. Um auf dem örtlichen Schützenfest im Thüringer Wald trotzdem entspannt mitzufeiern, verzichtete er lieber mal auf sein extravagantes Styling verzichtet.

Irgendwann aber ging er gar nicht auf die Feste in seiner Heimatgegend. Denn das bedeutete für ihn auch immer, sich nicht authentisch verhalten und geben zu können.

Ob Stadt oder Land – Anfeindungen gibt es überall

Seit einigen Jahren wohnt Marcel in Berlin. Als er dort einmal auf einem Volksfest unterwegs war, hat ihm ein anderer Besucher ins Gesicht gespuckt. Sich daran zu erinnern, lässt Marcel immer noch emotional werden, weil das für ihn eine Grenzüberschreitung war und er dieses Verhalten als ekelig empfunden hat.

"Das Anspucken hat mich sehr, sehr getroffen und macht mich auch jetzt noch emotional, weil ich das als unwahrscheinlich grenzüberschreitend und eklig empfunden habe."
Marcel wurde auf einem Berliner Volksfest angespuckt

Positiv fand Marcel die Erfahrung, die er auf einem Musikfestival gemacht hat. Denn dort wurden die Mitarbeitenden angewiesen, Besucher*innen zu helfen, die von anderen angefeindet oder bedrängt werden. Um Hilfe zu erhalten, musste der- oder diejenige nur folgenden Satz sagen: "Wo gehts denn hier nach Panama?"

Von Organisator*innen solcher Veranstaltungen wünscht sich Marcel das Bewusstsein dafür, dass Homophobie und Queerfeindlichkeit Probleme sind.

Safe Space - Gay-People-Zelt

Ein anderes Beispiel, wie man Safe Spaces schaffen kann, bietet das traditionelle Schützenfest in Hannover. Das gibt es inzwischen schon seit 493 Jahren. Seit 13 Jahren gibts dort jedes Jahr auch ein Gay-People-Zelt.

Florian, mit dem Deutschlandfunk-Nova-Reporter Benni Bauerdick gesprochen hat, feiert dort. In seiner Freizeit engagiert er sich politisch und leistet auch Vereinsarbeit in einem queeren Verein in Hannover.

Im Gay-People Zelt auf dem Schützenfest könne er mehr er selbst sein und fühle sich sicherer, sagt er. Dort könne jeder anziehen, was er oder sie möchte, und müsse den eigenen Charakter nicht vor anderen verstecken.

Direkt gegenüber von diesem Zelt hat die Polizei eine mobile Wache errichtet. Beamt*innen können schnell vor Ort sein, falls etwas passieren sollte. Zum einen sei es gut, dass sich alle Feiernden sicher fühlen können, zum anderen werde eine räumliche Trennung von queeren und heterosexuellen Schützenfestbesuchern aufrechterhalten.