RechtsextremismusDie lange Geschichte des Rechtsterrorismus

Hanau, Halle und der Mord an Walter Lübcke - diese Ereignisse sind uns noch frisch in Erinnerung. Rechtsextremistische Straf- und Gewalttaten nehmen derzeit zu, rechter Terror ist aber kein neues Phänomen. Seine Entwicklung zu erforschen, hilft auch, seine Ursachen besser zu verstehen. Drei Vorträge zur Geschichte des Rechtsextremismus und des Rassismus.

Wenn über die jüngsten rechtsextrem motivierten Anschläge berichtet wird, dann wird oft gesagt, der Rechtsterrorismus habe eine neue Dimension erreicht.

Tatsächlich aber hat er eine lange, mörderische Geschichte, die bis vor den zweiten Weltkrieg zurückreicht und schon zuvor blutige "Höhepunkte" hatte. Diese Geschichte sei noch zu wenig erforscht, so die Historikerin Barbara Manthe.

"Die Geschichte des westdeutschen Rechtsterrorismus vor 1990 ist noch ein ziemlich blinder Fleck."

In ihrem Vortrag schaut die Historikerin insbesondere auf die 1970er und 1980er Jahre in Westdeutschland – eine Zeit, die besonders gewaltvoll war: Sie gipfelte im Attentat auf das Oktoberfest 1980, das bis heute als der schwerste rechtsextrem motivierte Anschlag der Bundesrepublik gilt.

Den Kontinuitäten rechter Gewalt auf der Spur

Barbara Manthe war eine der Rednerinnen auf der Tagung "Kontinuitäten rechter Gewalt. Ideologien – Praktiken – Wirkungen", zu der der Arbeitskreis Extreme Rechte des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam eingeladen hatte. Dieser will dazu beitragen, die Forschungslücken zu Rechtsextremismus und Terror von rechts zu schließen.

Ein Weg, das zu tun, ist beispielsweise, sich die Lebensläufe und das Wirken zentraler rechtsextremer Figuren anzusehen und zu analysieren, wie sie rechte Gewalt beeinflussen. Der Politikwissenschaftler Gideon Botsch tut das in seinem Beitrag zur Tagung: Er beschreibt die Biografie von Arthur Erhardt, die die Kontinuität von rechter Gewalt und Rechtsextremismus in Deutschland nicht nur spiegelt, sondern sie auch geprägt hat und weiterhin prägt, so Gideon Botsch.

"Auf seinem Sterbebett diktiert Arthur Erhardt den 'Aufruf zum Widerstand gegen den Volksmord', den ich für einen Schlüsseltext zum Verständnis des Rechtsextremismus in der Bundesrepublik halte."

Nicht nur Biografien könnten helfen, die Forschungslücken in Sachen Rechtsextremismus zu schließen, auch eine Analyse des Widerstands gegen rechte Gewalt sowie Rassismus. Im dritten Vortrag, der ebenfalls im Rahmen der Tagung gehalten wurde, wirft Manuela Bojadžijev ein Schlaglicht auf den Rassismusdiskurs seit den 1960er Jahren. Dabei nimmt sie eine spannende Perspektive ein: Sie nähert sich dem Thema aus der Sicht Betroffener, die sich gegen Rassismus wehren.

"Wenn wir über die Frage der rassistischen Gewalt reden, dann müssen wir auch die Frage stellen, wie beenden wir denn diese Gewalt, damit wir mal aufhören können, über Rassismus zu reden."

Ihr Impulsvortrag macht auch Mut. Er zeigt, dass es auch Minderheiten, die benachteiligt werden, möglich ist, sich zu wehren – wenn andere sie dabei unterstützen und solidarisch sind.

Alle drei Vorträge wurden am 13. Februar 2020 im Rahmen der Tagung "Kontinuitäten rechter Gewalt" aufgezeichnet. Veranstaltet wurde sie vom Arbeitskreis Extreme Rechte des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZFF), dem Moses Mendelssohn Zentrum in Potsdam, dem Hannah Arendt Institut für Totalitarismusforschung in Dresden und dem Fritz Bauer Institut in Frankfurt am Main.